Bereits von seinen Eltern wurde Diederich Heßling durch das Erzählen von Schreckensmärchen und Prügel der Respekt vor Autoritäten eingeflößt. Dies setzte sich in der Schule, während des Studiums, in der Burschenschaft und beim Militär fort. Als Heßling schließlich die Papierfabrik seines Vaters übernimmt, ist er ein voll funktionsfähiger Untertan, der vor den Mächtigen seines Ortes kuscht und sich an den sozial Schwachen abreagiert.
Neben seinem 1930 mit Marlene Dietrich unter dem Titel Der blaue Engel verfilmten Professor Unrat, ist Der Untertan wohl der bekannteste Roman von Heinrich Mann. Der immer etwas im Schatten seines Bruders Thomas stehende Schriftsteller schrieb dieses 1916 zunächst als Privatdruck erschienene Buch bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Er kritisiert und karikiert darin aufs Heftigste den (wilhelminischen) Untertanengeist.
Von seinem US-amerikanischen Exil aus übertrug Heinrich Mann nach dem Zweiten Weltkrieg die Verfilmungsrechte am Untertan an die DDR-Filmgesellschaft DEFA. Deren bester Regisseur Wolfgang Staudte (Die Mörder sind unter uns, Der kleine Muck) machte daraus mit Werner Peters als Idealbesetzung der Titelrolle ein Meisterwerk, dessen Bildgewalt die satirischen Absichten des Autors aufs Vortrefflichste ergänzt. In diesem Zusammenhang spricht es Bände, dass der überall in der Welt preisgekrönte Film in der BRD erst sechs Jahre nach seiner Entstehung in einer um elf Minuten gekürzten Fassung aufgeführt werden durfte.
Digitales Booklet mit Texten von Detlef Kannapin und Dr. Rolf Giesen (online abrufbar); Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen; DDR Magazin 1971/08 (ca. 10 Min.); Zeitzeugengespräch mit Peter Reusse (2014; ca. 8 Min.) ; Kinotrailer; weitere Highlights; Schuber; Wendecover
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