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DC Premium 38: Batman

Im vorliegenden Band werden drei völlig voneinander unabhängige Geschichten gebracht – ein Novum in dieser sehr langlebigen Serie. Wurden bisher ganze Miniserien oder dickere Prestigealben gebracht, so veröffentlicht man diesmal ausgezeichnete einzelne Prestigealben.

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“Batman: The Man Who Laughs“ kann als Neuinterpretation der zweiten Geschichte aus US-Batman #1(Frühjahr 1940) betrachte werden. Hier hatte der Joker seinen ersten Auftritt. (US-Batman #1 ist bei Panini/DC Deutschland erschienen in der DC Museums Edition #1, Juli 2001) Und aber auch als “Joker: Year One“ bezeichnen. Ed Brubaker erzählt hier vom ersten Versuch des Jokers, sich an Gotham City für sein erlittenes Unrecht zu rächen.

James Gordon ist noch Captain und ein gewisser Jack Grogan ist Commissioner von Gotham City. Und so knüpft Brubaker sehr geschickt auch an an die Ereignisse von “Batman: Year One“ von Frank Miller – jene Geschichte, die erstmals in US-Batman #404 – #407 (Feb. 1987 – Mai 1987) erschien und die Origin von Batman neu definierte (dt. bei Carlsen und später noch einmal bei Panini/DC Deutschland). Grogan wurde erstmals auf der letzten Seite von “Batman: Year One“ erwähnt. Noch eine Bemerkung: Hier ist es anders, als in “Batman: Dark Victory“, denn bei Jeph Loeb folgt auf den Commissioner Gillian B. Loeb direkt James Gordon. Commissioner Gillian B. Loeb wird von Ed Brubaker ebenfalls im vorliegenden Werk erwähnt – in einer Überschrift in der Gotham Gazette: „Commissioner Loeb tritt nach Skandal zurück“.

Brubaker knüpft also an diese beiden wichtigen Ereignisse an und schreibt fort, was bisher so noch nicht erzählt wurde. Die auftretenden Personen findet man so auch mit Namen entweder in “Batman: Year One“ oder in der titellosen Geschichte aus US-Batman #1 wieder. Auch auf die Origin des Jokers als Red Hood wird eingegangen, die erstmals in US-DETECTIVE COMICS #168, “The Man behind the Red Hood!“, Feb. 1951 von Bill Finger erzählt wurde und später in epischer Breite von Alan Moore in “Killing Joke“ dargelegt wurde.

Zum Beginn der Ereignisse wird Gordon zu einem verlassenen Gebäude gerufen, in denen ein Obdachloser mehrere Leichen gefunden hatte. Die Leichen sind entsetzlich entstellt und haben alle weiße Haut, grüne Haare und ein fürchterliches Grinsen im Gesicht.

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Gordon ist fassungslos und fragt sich, was mit Gotham City passiert ist. Jetzt scheint zwar der Korruption und dem Mob in der Stadt Einhalt geboten worden zu sein, aber jetzt will der Wahnsinn stattdessen deren Platz einzunehmen. Überhaupt, die ganze Welt hat sich verändert: Es soll sogar in Metropolis einen Super-Mann geben und in Keystone einen Mann, der schneller rennt als der Schall.

Das Arkham Asylum ist gerade fertig renoviert – demnächst sollen die Insassen des Williams Medical Center hier einziehen. Live wird hiervon im Fernsehen berichtet, als die Reporterin anfängt zu grinsen und ihre Haare grün und ihre Haut sich weiß färben und sie schließlich tot umfällt. Der Joker tritt auf und kündigt vor laufender Kamera den Mord Henry Claridge, einem stadtbekannten Industriellen an. Und trotzt aller polizeilicher Vorkehrungen kann der Joker seine Drohung wahr machen. Auch Claridge stirbt mit weißer Haut, grünen Haaren und einem Grinsen im Gesicht.

Spätestens nun weiß man, dass man einem Gegner gegenübersteht, den man nicht unterschätzen darf. Auch seinen zweiten angedrohten Mord kann er erwirken und Batman muss alle seine detektivischen Fähigkeiten einsetzen, um den Joker zu finden und zu besiegen. Es stellt sich heraus, dass die Toten am Anfang nur die Versuchsobjekte des Jokers waren bei seiner Entwicklung seines Jokergiftes und dass er vor hat, damit die Wasserversorgung der Stadt zu vergiften.

Brubaker ist in seinem Element. Kriminalgeschichten und Detektivabenteuer sind sein Metier. Ist er doch der Autor der über Jahre die monatlichen Storys für BATMAN und DETECTIVE COMICS lieferte. Seine Anleihen in der Continuity sind ein Lesegenuss und bereichern den Mythos des Batman um einige Facetten. Doug Mahnke liefert dunkle und stimmige Bilder.

 


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Die zweite Story ist nicht minder interessant, wenngleich auch sehr viel schneller zu lesen.

Der Joker wacht mitten in London auf: Voll gepumpt mit Drogen und völlig desorientiert. Er schießt erst mal ein paar Leute nieder und verschwindet spurlos. Wie ist er hierher gekommen? Und noch schlimmer: Wie sieht er aus? Sein Mund ist weg – zumindest ist er nicht mehr da, wo er sein sollte…?! Anstatt vorne im Gesicht ist er hinten im Nacken. Das ist selbst für den Joker zuviel.

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Er wird zum Detektiven, für den es gilt einen Fall zu lösen. Batman reist nach London und folgt der blutigen Spur, die der Joker hinterlässt. Und Stück für Stück kommt er ihm näher.

Die Lösung ist sehr unerwartet – denn hier hat ein Geisteskranker mit einem anderen einen Deal geschlossen.

Die Zeichnungen – oder besser gesagt Gemälde – von Altmeister John Bolton sind kleine Kunstwerke.

 


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In der dritten Geschichte erzählt die Autorin Ann Nocenti (von ihr ist auch DC Premium #35 “Batman/Catwoman – Waffenwahn“) gefühlvoll von den Problemen von Poison Ivy die sie im Arkham Asylum quälen, als ein gewisser Dan Trimbel (der reichste Mann von Gotham City) einen neuen Wolkenkratzer – den höchsten! – baut und damit den Einfall des Sonnenlichtes in ihre Zelle ihr nimmt. Ihre bahnbrechenden Arbeiten und Entwicklungen mit neuen Pflanzenhybriden scheinen gefährdet. In Gotham City passieren schlimme Dinge: Leute werden verrückt und kommen zu Tode. Es stellt sich heraus, dass ein seltenes Pflanzengift dafür verantwortlich ist. Batman schmuggelt Poison Ivy aus Arkham und lässt sie an einem Gegengift forschen. Während Batman ins Leichenschauhaus eilt um einen weiteren Toten zu begutachten nutzt Poison die Gelegenheit und flieht. Aber vorher schafft sie das scheinbar Unmögliche: Das Gegengift wird von ihren Lippen abgesondert und ihr Kuss bedeutet die Rettung der Verlorenen. Kaum scheint die Katastrophe abgewendet worden zu sein, wird Bruce Wayne selbst durch eine ihm zugesandte Blume ebenfalls infiziert. Jetzt scheint klar, was die Opfer miteinander verbindet: Sie alle sind beim Bau vom Trimbel-Tower involviert! Bruce Wayne als Investor. Und nun scheint für Batman auch der Fall klar zu sein, denn er hat das Motiv und damit die Täterin. Aber ihm bleiben nur noch zwei Stunden um Poison Ivy zu finden und sich den erlösenden Kuss zu holen. Und er findet sie auf dem Trimbel-Tower zusammen mit Trimbel selbst, der auch vergiftet ist. Poison Ivy stellt ihn zur Rede und will ihn büßen lassen für seine rücksichtslose Art – ihm ist egal, wem er durch sein rücksichtloses Streben nach Macht und Prestige schadet.

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Die Autorin stellt dieses Streben als typisch männlich dar: “Ich will das höchste Hochhaus, das größte Imperium die meiste Macht.“ Doch durch all dieses Streben nach Größe und Gewaltigkeit ist gleich auch der Samen gelegt für Ungleichgewicht und Umsturz. Batman sieht sich bestärkt in seinem Verdacht, aber Poison Ivy erklärt, wer der wirkliche Täter ist: Dr. Wood. Er möchte durch sein Tun sich bei Ivy einschmeicheln um sie für sich zu gewinnen – er ist ihr verfallen. Poison Ivys Charakterisierung durch die Autorin ist sehr tief und tragisch, aber sehr klar und nachvollziehbar. Sie stellt die Frau Poison Ivy als zutiefst tragische Gestalt dar, die in ihrem Körper gefangen ist: Wärme und körperliche Nähe sind ihr nicht erlaubt. Ihr Kuss ist tödlich. So verführerisch, so intelligent aber dennoch unerreichbar. Wood will sie therapieren, weil er sie nicht versteht und selbst Nutzen daraus ziehen will. Denn dann könnte er sie endlich küssen und sogar eine Familie mit ihr haben. Er hätte Macht über sie, denn letztendlich liebt er sie nicht, sondern nur sich selbst. Er ist der wahre Mörder, der am Ende ebenfalls im Arkham Asylum einsitzen muss.

Auf dem Trimbel-Tower steht Batman Poison Ivy gegenüber – er zaudert, ob er sie küssen soll, denn er weiß, dass die Geküssten nach dem Kuss für einige Sekunden besinnungslos sind. Was wird sie in der Zeit tun? Wird sie sie nutzen, um ihn zu töten? Soll er sich ihr ausliefern? Er könnte sie bewusstlos schlagen und dann küssen – er wäre gerettet. Doch dann vertraut er ihr und sie küssen sich. Doch Ivy lässt ihn vom Hochhaus fallen…

Er aber kann sich retten. Währenddessen haben die gewaltigen Reben den Tower umwuchert und bringen ihn zum Einsturz. Ivy stürzt nun ihrerseits ihrem sichern Tode entgegen. Doch der wahre Held rettet die fallende Frau. Trimbel überlebt ebenfalls, da die Ranken ihn festhalten. Er verspricht, den Tower nicht wieder aufzubauen und erhält den rettenden Kuss. Ivy kommt zurück nach Arkham in ihre Zelle doch noch eine weitere Überraschung erwartet sie dort. Jemand hat der Anstalt viel Geld gegeben, damit Ivy eine neue Zelle bekommt mit noch mehr Licht: Ivy weiß, wem sie dafür danken muss.

Die Geschichte ist nicht ganz in der aktuellen Continuity angesiedet, denn Ann Nocenti nimmt sich ihre Freiheit die Figuren des Batman-Universums “freier“ zu sehen: So sind Pinguin und Catwoman als Insassen des Arkham Asylums in cameo-Aufritten zu erkennen; obwohl dieses bisher nie so dargestellt wurde. John Van Fleet hat wieder großartige Bilder komponiert (von ihm ist auch DC Premium #18, “Batman: Der heilige Gral“ und DC Premium #21, “Batman: Das Ankh“). Seine Collagen verwenden Fotos, Zeichnungen – seine Farben sind reichlich, aber gediegen. Ivy schön und sinnlich.

Man sieht, drei sehr unterschiedliche Geschichten; was allen Dreien aber gemeinsam ist, ist das außergewöhnliche Artwork und dass alle sehr spannend zu lesen sind und von hervorragenden Autoren sind.

 

Norbert Elbers


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