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Batman Archiv Band II

„Batman Created by Bob Kane“ – so ist es seit vielen Jahren (aber nicht von Anfang an) in den Comic Books mit dem maskierten Detektiv zu lesen. Wieso wird eigentlich nur Bob Kane (24. Oktober 1916 – 3. November 1999) erwähnt? Hat nicht Bill Finger (8. Februar 1914 – 1974) genauso am Entstehungsprozeß mitgewirkt? Sind seine Verdienste nicht ebenso zu würdigen? Wie dem auch sei, in den Jahren 1941/1942 war diese Frage noch nicht entscheidend. In diesen Jahren (von Mai 1941 bis Dezember 1942) erschienen die US-„Detective Comics“ (TEC) # 51 bis # 70. Diese 20 Batman-Geschichten sind im „Batman Archives 2“ reprinted, den Dino in deutscher Übersetzung als „DC Archiv Edition Band 6“ herausbringt. Auf Seite 2 ist zu lesen, dass der Text von Bill Finger stammt und die Zeichnungen von Bob Kane sind. In dem sehr lesenswerten Vorwort erwähnt dann Max Allan Collins zwar auch noch die Zeichner Jerry Robinson und George Roussos als Zeichner, aber diese werden nicht gleichwertig neben Bob Kane gestellt. Dabei ist es allgemein bekannt, dass 1939 der damals 17-jährige Journalismus-Student Jerry Robinson vom nur 6 Jahre älteren Bob Kane zu seinem ersten Zeichenassistent gemacht wurde. Gemeinsam mit Finger bildeten sie ein „Kreativ-Triumvirat“, dass alle gefährlichen Gegner und Widersacher von Batman erfand. Doch Bob Kane war selber jemand, der anderen keine Anerkennung gab – er sagte: „Ich bin der Erfinder (creator) und alle anderen sind Geister (ghosts)“.

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Batman wurde von Kane, Finger und Robinson in einen gesellschaftlich relevanten Kontext gestellt. Der dunkle Ritter reagierte auf die politische und wirtschaftliche Situation der Amerikaner, die in den frühen vierziger Jahren noch spürbar unter den Auswirkungen der Depression litten. So verwunderte es auch nicht, dass Kane und Finger, die beide aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammen Eindrücke aus ihrem direkten sozialen Umfeld und auch nicht erfüllte Kindheitsträume in ihren ersten Batman-Serien verarbeiteten. In seiner Autobiographie schildert Kane sehr ausführlich die harten Lebensbedingungen eines Comic-Schaffenden im New York der dreißiger Jahre. Für ihre ersten Geschichten brauchten die drei nur die Augen offen zu halten: Da gab es die kleinen Straßenganoven, korrupte Polizisten, zwielichtige Ärzte und Wissenschaftler in dunklen Hinterhöfen, raffgierige Händler mit Schlitzaugen und Räuberbanden. Vorherrschend war eine Atmosphäre, die der Leser aus seiner eigenen Nachtbarschaft kannte und daher war „The Batman“ der Mann, der diesen Gangstern Einhalt gebot, ein Held des „kleinen Mannes“.

Die 20 Geschichten dieses Archiv-Bandes geben einen guten Einblick in die damalige Zeit. Es ist gut, dass dieses Stück Comic-Geschichte wieder durch eine erschwingliche Neuauflage (69,90 DM ist zwar viel Geld, aber für ein solches Buch sehr wenig) neuen und alten Fans zugänglich gemacht wird. Sehr schön ist auch, dass alle Cover im Innenteil abgebildet sind, wobei es mir ein Rätsel bleibt, warum sie eingedeutscht wurden. Dies wurde jedoch sehr genau und dezent getan, so dass es den positiven Gesamteindruck in keinster Weise schmälert. Schade ist aber, dass genau wie in der Originalausgabe Hinweise auf die Zeichner der Cover fehlen. Warum nur, kann man sich fragen, wird bei einem so aufwändigen Werk nicht noch mehr Liebe ins Detail gesteckt. Warum werden nicht auch George Roussos, Fred Ray und sogar Jack Kirby(!) (TEC #65 zusammen mit Joe Simon und Jerry Robinson) genannt? Doch das Problem hab ich ja schon erwähnt. Dennoch bleibt zu hoffen, dass es bei Dino bald weitergeht mit dem dritten Band (TEC #71 – #86), denn in Amerika ist sogar der vierte Band schon erschienen (TEC #87 – #102) und es wäre schade, wenn wir den Anschluss verlieren würden. Außerdem warten noch drei US-Archives „Dark Knight“ (US-Batman #1-#4; #5-8; #9-#12) auf eine deutsche Erstveröffentlichung. Im Jahr 2001 wird leider nichts daraus, denn Dino hat vor, nur noch drei Archive pro Jahr zu bringen und auf dem Plan stehen: Justice League III, Green Lantern II und Wonder Woman I.

Und hier noch was für die Chronisten:
TEC #52: erstes Auftreten Loo Chung
TEC #58: erstes Auftreten Penguin (Oswald Chesterfield Cobblepot, der Pinguin Willie aus der Zigaretten-Reklame der Marke „Cool – Mild Menthol“ soll Pate für den „Penguin“ gestanden haben.)
TEC #63: erstes Auftreten Mr. Baffle (Michael Baffle)
TEC #66: erstes Auftreten Two-Face (noch mit Namen Harvey Kent, der später in Harvey Dent geändert wurde, weil die DC-Verantwortlichen nicht wollten, dass man Clark Kent, den bürgerlichen Namen von Superman, negativ assoziiert. Kane selbst sagt, dass die Idee zu Two-Face inspiriert wurde von Robert Louis Stevenson’s klassischer Geschichte „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“. )

Norbert Elbers


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