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Kaspar Hauser: Im Auge des Sturms

1828 tauchte in Nürnberg aus heiterem Himmel ein circa 16-jähriger Junge auf. Kaspar Hauser schien geistig zurückgeblieben zu sein und konnte kaum reden. Später war vom Findeljüngling zu erfahren, dass er – seitdem er denken konnte – angeblich bei Wasser und Brot eingesperrt war. Das kurze Leben von Hauser endete 1833, wobei unklar blieb, ob es sich um ein Attentat oder um Selbstmord handelte.

Es gibt auch die Theorie, dass es sich bei Hauser um einen Prinzen handelte, der als angeblich verstorbenes Kleinkind weggesperrt wurde, um zu verhindern, dass er sein adeliges Erbe antreten konnte. Doch der flämische Comicautor Verhast alias Stijn Verhaeghe zeigt nur wenig Interesse daran, das Kaspar-Mysterium zu entwirren.

Stattdessen versucht er in seiner Geschichte darzustellen, was es bedeutet etliche Jahre völlig isoliert zu leben und plötzlich wieder unter Menschen zu sein. Außerdem hat Verhast sich noch die steile These zurechtgebastelt, dass Kaspar Hauser möglicherweise den Philosophen Ludwig Feuerbach zu seinen humanwissenschaftlichen Theorien inspiriert hat, da dessen Vater Anselm zeitweilig Vormund des Findelkinds war.

Das ist eine Menge Holz, dennoch gelang ein unterhaltsamer Comic, der zum Nachdenken anregt. Die meist recht großformatigen Panels von Bart Proost wirken auf den ersten Blick etwas grob, doch die mit Aquarellfarben ausgeführte Kolorierung durch Chriva alias Chris van Brussel sorgt für einen stimmigen Gesamteindruck.

Der Aachener Verlag StainlessArt, der sich ansonsten auf die Herausgabe der flämischen Traditionsserie Jommecke von Jeff Nys konzentriert, hat eine schöne Hardcover-Edition von Kaspar Hauser: Im Auftrag des Sturms veröffentlicht. Ein interessanter Anhang belegt, wie intensiv sich das belgische Trio mit dem mysteriösen Findling beschäftigt hat.

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