Zwar hat Südkorea keine vergleichbare Monster-Tradition wie Japan mit seinen langlebigen Godzilla– und Gamera-Filmreihen, doch die dortige Filmindustrie produzierte 1967 mit Taekoesu Yonggary (der bei uns als Godzillas Todespranke in den Jugendvorstellungen lief) einen kleinen Klassiker des Man-in-Monstersuit-Genres. Doch jetzt wurde auf Modelleisenbahnlandschaften zerstampfende Männer in Gummianzügen verzichtet und tricktechnisches Knowhow in den USA (bei der schon für Harry Potter tätigen Firma The Orphanage) eingekauft. Pikanterweise wurde damit in Südkorea ein Film zusammengebastelt, der alles andere als freundlich mit Amerika umspringt.
Zum Auftakt des Films wird gezeigt, wie ein US-Konzern ungeniert die Abfälle von genetischen Experimenten einfach in den mitten durch Seoul fließenden Fluss Han entsorgt. Zwei Jahre später gibt es die Quittung und eine seltsame Mischung aus Nashorn, Saurier und Fisch entsteigt den Fluten und metzelt die Bevölkerung Seouls nieder um anschließend bis zur nächsten Untat spurlos zu verschwinden. Dabei entführt die Bestie die Tochter eines Kioskbesitzers, der gemeinsam mit seiner alles andere als heroischen (oder gar intelligenten) Verwandtschaft den Kampf aufnimmt und dabei immer noch effektiver als die ungeniert in der Fremde operierende US-Army ist…
Dem Erfolgsregisseur Bong Joon-ho (Snowpiercer, Parasite) gelang mit The Host eine alles andere als homogene aber höchst anregende Mixtur aus Monsterfilm, Sozialkritik und Klamauk, die 2006 in Südkorea zum erfolgreichsten Film aller Zeiten wurde. Unvergleichlich wie die Bestie (allen Spielregeln des Horrorkino zum Trotz gleich nach wenigen Minuten) in voller Gruselpracht am helllichten Tag einen blutigen Amoklauf inmitten einer Menschenmasse veranstaltet. Etwas befremdlich wirkt hingegen manche humoristische Einlage, doch der Asiate lacht halt etwas anders als unsereins. Insgesamt ist es nicht unsympathisch, dass es diesmal nicht einigen Superhelden oder –hirnen gelingt den Drachen zu bezwingen sondern einer reichlich abgewrackten Unterschichts-Familie.
Mittlerweile liegt “The Host“ auch auf Blu-ray vor, hier gibt es als Bonus noch „Barking Dogs Never Bite“ das Erstlingswerk von Regisseur Bong Joon-ho auf einer Extrascheibe in Originalfassung mit deutschen Untertiteln.
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