Mit Shenzhen startete Guy Delisle (Louis fährt Ski) 2000 seine Comicreportagen-Reihe über die Lebensbedingungen in den Ballungsräumen asiatischer Diktaturen. Er beschreibt wie es ihn für drei Monate zur Überwachung einer Trickfilmproduktion in die etwas nördlich von Hongkong gelegene gesichtslose chinesische Metropole Shenzhen verschlagen hat.
Abgesehen von Arbeit und langweiligen Nächten im Hotel hat Delisle eigentlich eher weniger erlebt. Die ihm unterstellten chinesischen Animatoren lernt er – nicht nur bedingt durch die Sprachbarriere – kaum näher kennen und die Stadt schildert er als trostlos. Einzig Ausflüge nach Kanton und Hongkong bieten etwas Abwechslung bzw. westliche Kultur.
Shenzhen ist eine Art Ouvertüre zu Delisles drei Jahre später entstandenen Pjöngjang (bei uns bei ebenfalls bei Reprodukt erschienen), einem deutlich vielschichtigeren und sehr viel souveräner zu Papier gebrachten Bericht über seine Erlebnisse in der nordkoreanischen Hauptstadt. Delisles danach erschienene Comicreportage Aufzeichnungen aus Birma (ebenfalls Reprodukt) hingegen liest sich – da der Autor hier mit Frau und Kind reiste – über weite Strecken eher wie ein heiterer Familienroman. Doch insgesamt zeigen Delisles Comics, dass mit einem lockeren eher karikaturhaften Zeichenstil durchaus ernsthafte Inhalte transportiert werden können.
Shenzhen erschien 2011 auch in der Reihe Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels.
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