Auf dem Cover des Buches überlappt sich eine Zeichnung aus Tim in Amerika mit dem von Hergé dafür als Vorlage verwendeten Foto. Der englische Journalist Michael Farr hatte Zugang zum Archiv des Schöpfers von Tim und Struppi und belegt in Wort und Bild wie sorgfältig dessen Comics mit Fakten unterlegt wurden. Chronologisch widmet sich Farr jedem einzelnen Album von Tim im Lande der Sowjets bis hin zum unvollendet gebliebenen Tim und die Alpha-Kunst.
Wir sehen nicht nur die realen Vorbilder für Professor Bienleins Haifisch-U-Boot oder für die extravaganten Kostüme der Opern-Diva Bianca Castafiore, sondern erfahren auch dass Hergé seinen Kapitän Haddock einmal versehentlich “Klysopumpe“ (Anal-Dusche) fluchen ließ und sich an unzuverlässigen Handwerkern oder aufdringlichen Musikorchestern (die ihm unangemeldet daheim auflauerten und auf “seinen Helden Spirou“ anstießen) rächte indem er sie ganz einfach in seine Geschichten einbaute.
Für das Buch spricht auch, dass Farr dabei nicht unkritisch mit Hergés (Spät-)Werk umgeht. Der Autor findet jedoch auch sehr gute Argumente um den immer auf der Seite der Unterdrückten stehenden Comic-Schöpfer, der jedoch ohne Zweifel während der Zeit der deutschen Besetzung von Belgien am produktivsten war, vom Verdacht der Kollaboration mit den Nationalsozialisten freizusprechen.
Unter dem Titel Auf den Spuren von Tim und Struppi ist auch eine TV-Dokumentation entstanden. Der deutsch-französische TV-Sender Arte hat sich schon einige Male mit den Werken von Hergé auseinandergesetzt, so gab es z. B. in den Neunziger Jahren einen sehr gehaltvollen fünfstündigen Themenabend zu “Tim und Struppi“. Doch erstaunlicherweise konnte für die fünfteilige Serie “Auf den Spuren von Tim und Struppi“ ein besonders neuer origineller Ansatz gefunden werden, der es ermöglicht die Comicgeschichten “vor Ort“ nachzuerzählen und zugleich Hintergrundinformationen zu vermitteln.
Die Serie beschäftigt sich mit Comicbänden in denen Tim durch die Weltgeschichte reist. In „Die Zigarren des Pharaos“ ist er in Ägypten und Indien unterwegs, in „Der blaue Lotos“ erlebt er Abenteuer in China, in „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“ geht es nach Marokko, in „Der Sonnentempel“ nach Peru und im möglicherweise besten Band der Serie „Tim in Tibet“ nach Nepal.
Im Gegensatz zu Hergé haben die Macher der Serie die in den Comics dargestellten Örtlichkeiten tatsächlich aufgesucht. Vor Ort wurden die Zeichnungen aus den Comicgeschichten den Bildern der realen Landschaften gegenübergestellt. Dabei fällt auf wie gut es Hergé am Zeichentisch in Belgien gelungen ist die Atmosphäre von fremden Ländern und Kulturen einzufangen. Abgerundet wird diese faszinierende Dokumentationsreihe durch historische Filmaufnahmen und Informationen über die Entstehung der Comicgeschichten.
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