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Asterix Edition Omnibus

Mit Band 15, der die Comics Die Tochter des Vercingetorix, Asterix und der Greif und Die weiße Iris sowie den Sonderband Der Goldene Hinkelstein enthält, wurde im April 2024 die blaue in Kunstleder gebundenen Asterix-Gesamtausgabe beendet. Da die Bände der 2013 gestarteten Reihe bereits vergriffen sind, ist es ganz gewiss keine schlechte Idee zum 65. Geburtstag des Galliers eine neue Edition herauszubringen.

Die “Edition Omnibus“ fällt zwar weniger prächtig aus als die “Ultimative Edition“, von der einige der großformatigen Alben mit dem gallischen Dorf als durchgehendes Rückenmotiv bereits zu Preisen im dreistelligen Bereich gehandelt werden. Doch dafür punktet der erste gelbe Omnibus-Band nicht nur durch den schwarzen Leineneinband mit Goldprägung, sondern vor allem durch sein sehr lesenswertes Bonusmaterial.

Enthalten sind neben den zwischen 1961 und 1963 entstandenen klassischen Alben Asterix der Gallier, Die goldene Sichel, sowie Asterix und die Goten fünfzig Seiten mit reich bebilderten Hintergrundinfos. Dabei wird auch auf die peinliche deutschnationale Kauka-Eindeutschung Siggi und Barbarras eingegangen.

Doch mindestens ebenso interessant sind die Texte zur Geschichte Asterix und die Goten, die 15 Jahre nach Kriegsende entstand. Sehr viele Familienmitglieder von René Goscinny wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Daher verwundert es nicht, dass der Asterix-Autor die deutschen “Eigenarten“ weniger liebenswert in die Geschichte einbaut, als dies bei seinen späteren Alben über die Briten, Spanier, Korsen oder Schweizer der Fall war.

Daher ist in dieser Ausgabe zu lesen, dass Goscinny “keine Witze über die angeblichen Vorlieben der Deutschen für Würste oder Bier“ machte, sondern “die Goten werden ausnahmslos als grausam und kriegerisch dargestellt. Auf der Seite der Germanen sehen wir keine sympathische Figur, die als Kontrapunkt die Satire entschärfen könnte, ganz im Gegensatz zur Art und Weise, wie etwa die Autoren den römischen Feind behandeln. Einem Goten muss nur ein Schluck Zaubertrank eingeflößt werden und schon verwandelt er sich in einen tyrannischen Bismarck-Jünger.“

Zur Überraschung wurde diese bittere Satire mit siebenjähriger Verspätung von Gudrun Penndorf punktgenau ins Deutsche übertragen. Albert Udero erwartete “heftigste Reaktionen. Es geschah aber nichts! Alles ging seinen Gang.“ Trotz und vielleicht auch wegen Asterix bei den Goten wurde die Serie in Deutschland zu einem Riesenerfolg.  

Leider wird es wohl noch ein Jahrzehnt dauern, bis der komplette Asterix in dieser sehr guten Edition vorliegt. Band 2 mit Asterix als Gladiator, Tour de France und Asterix und Kleopatra ist für März 2025 angekündigt.

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Siggi und Babarras

Lange bevor die Comics über die Gallier Asterix und Obelix bei uns zum absoluten Bestseller wurden, trat das ungleiche Duo als Germanen unter dem Namen Siggi und Barbarras auf. Rolf Kauka, der ab 1953 mit Fix & Foxi eine erfolgreiche Konkurrenz zu den Micky-Maus-Heften aufgebaut hatte, kaufte in den Sechzigern verstärkt Lizenzen aus dem frankobelgischen Raum ein.

Siggi und Babarras

Bei den Übersetzungen nahm er sich allerlei Freiheiten. So hießen Spirou & Fantasio bei ihm Pit und Pikkolo, ihr originelles Haustier Marsupilami wurde zu Kokomiko, Gaston stotterte unter dem Namen Jojo, während Boule & Bill zu Schnieff und Schnuff wurden. Die Piloten Tanguy & Laverdure hießen bei Kauka Rolf Randers & Miki Kabel und wurden zu „zwei deutschen Jagdfliegern in einer geheimen Spezialstaffel.“  Doch so radikal wie bei Asterix – ja man kann durchaus sagen: rechtsradikal – fiel bei keiner anderen Serie die deutsche Bearbeitung aus. Diese „freie Übersetzung “ nahm das vorweg, was später – unter anderem politischen Vorzeichen – in Raubdrucken wie Asterix und das Atomkraftwerk mit der Erfolgsserie angestellt wurde.

Siggi und Babarras

1965 in Ausgabe 6 des Comic-Magazins Lupo, das kurz darauf in Lupo modern umbenannt wurde, startete der Comic Siggi und die goldene Sichel. Auf der einleitenden Seite mit der Landkarte liegt das kleine Dörfchen “so um die Zeitenwende herum“ nicht etwa an der Küste des heutigen Frankreichs, sondern “am rechten Ufer des Rheins“ und heißt Bonhalla. Dort leben “Restgermanen“, die von den “Feinden nicht ernsthaft behelligt werden“, doch vielleicht als “Verbündete oder Gladiatoren“ gebraucht werden könnten.

Siggi und Babarras

Die römischen Legionäre sprechen bei Siggi und Barbarras nicht etwa lateinisch, sondern englisch, genau genommen amerikanisch, und die Serie wurde in Lupo zu einer “Satire“ auf das Nachkriegsdeutschland. In Kaukas Version von Die goldene Sichel brachen Siggi und Barbarras auf, um den Druiden Wernher von Braunsfeld (der später Talentix hieß) zu finden, den auch die römischen Besatzer suchten, ähnlich wie Russen und Amerikaner kurz vor Kriegsende nach dem für die Nazis tätigen Raketen-Pionier Wernher von Braun fahndeten.

Siggi und Babarras

Die großteils von Rolf Kauka persönlich durchgeführte Verfremdung ging sogar so weit, dass eine schurkische Figur mit jiddischen Akzent sprach und der Hinkelstein von Barrabas alias Obelix zum (Auschwitz-) Schuldkomplex wurde. Zitat: „Babarras, musst du denn ewig diesen Schuldkomplex mit rumschleppen? Germanien braucht Deine Kraft wie nie zuvor.“

Siggi und Babarras

In Lupo modern folgte direkt im Anschluss an Siggi und die goldene Sichel unter dem Titel Kampf um Rom eine verfremdete Version von Asterix als Gladiator. Besonders extrem fiel die deutsche Bearbeitung von Asterix und die Goten aus.

Siggi und Babarras

Unter dem Titel Siggi und die Ostgoten treffen hier die freiheitsliebenden Bewohner von Bonhalla auf die bösen Ostgoten und ihren “Führer Hulberick“, deren Sprechblasen nicht – wie im französischen Original – mit Texten in Fraktur gefüllt sind, sondern mit sächsischen Dialekt in roten Maschinensatz-Buchstaben.

Siggi und Babarras

Dem Magazin PARDON war schon recht bald aufgefallen, dass hier “Politische Bildung für die Kleinen“ (so der Titel eines Artikels in Ausgabe 6 von 1965) betrieben wurde. Peter Sulzbach verglich Lupo modern mit Landser-Heften und bezeichnete es als “rechtsradikales Kindermagazin“.

Siggi und Babarras

Im seinem Buch Albert Uderzo erzählt sein Leben schildert der Asterix-Zeichner, wie er durch PARDON erfuhr, dass die deutsche Asterix-Übersetzung “rechtsradikale Propaganda verbreitete“. Rolf Kauka wurde daraufhin die Asterix-Lizenz entzogen und dieser hat sich danach laut Uderzo “bei Pressekonferenzen in Deutschland unter die Journalisten gemischt, um mich zu beschimpfen. Jedes Mal wurde er resolut vor die Tür gesetzt.

Siggi und Babarras

1966 erschien in Lupo modern unter dem trotzigen Titel Siggi der Unverwüstliche noch eine halbwegs moderat eingedeutschte Version des ersten Albums Asterix der Gallier, in dem die Römer auch schon einmal lateinisch sprechen. Doch danach war Schluss mit Asterix bei Kauka. Auf der Suche nach Ersatz wurden Die Pichelsteiner als die “legendären Vorfahren von Siggi und Barbarras“ aus der Steinzeit präsentiert.

Siggi und Babarras

Auch mit der Eigenproduktion der Serie Fritze Blitz und Dunnerkiel versuchte Kauka ab 1967 die Lücke zu schließen, wobei diese auch nicht mehr Erfolg hatte, nachdem  die Germanen zwei Jahre später in Siggi und Barbarras umbenannt wurden. Zeitgleich feierte Asterix passabel übersetzt in Kaukas Konkurrenz-Magazin MV Comix erste Erfolge. Doch erst nachdem Gudrun Penndorf ab 1968 für die Albumausgaben als Übersetzerin fungierte, stellte sich nach und nach der große Erfolg ein.  Die Veröffentlichung einer kritisch kommentierten Gesamtausgabe der Kaukaschen Asterix-Verunglimpfung wäre dennoch wünschenswert!

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Asterix und die Goten – Ultimative Edition

Asterix und Obelix begleiten Miraculix zum Druidentreffen im Kanutenwald. Dort gewinnt er den alljährlichen Wettstreit durch die Präsentation seines Zaubertranks, erregt aber auch das Interesse von einigen Goten, die Miraculix kurzerhand entführen. Asterix und Obelix brechen nach Osten zu den Westgoten auf und haben alle Fäuste voll damit zu tun, ihren Druiden zu befreien. Sie entfesseln dabei die so genannten Asterixinischen Kriege, die dafür sorgen, dass sich die Ost-, West- und sonstigen Goten für die nächsten Jahrhunderte untereinander bekriegen und ihre Nachbarn in Ruhe lassen.

Asterix und die Goten

Als René Goscinny gefragt wurde, warum er in seiner 1961 erschienenen Geschichte Asterix und die Goten die alten (und neuen?) Germanen so boshaft dargestellt hat, antwortete er: “Die Karikatur der Goten, also der Deutschen, ist eigentlich ziemlich nett, wenn man bedenkt, an was man damals gewohnt war, zeitlich nicht so weit vom Ende des Zweiten Weltkriegs entfernt.“ Goscinny gab jedoch zu, dass er recht viel Spaß daran hatte, den Goten als Kopfbedeckung Wehrmachtshelme mit Hörnern zu verpassen.

Asterix und die Goten - Ultimative Edition

Rolf Kauka (Fix & Foxi) ließ 1965 die beiden Gallier in seiner Siggi und Barbarras– Eindeutschung Siggi und die Ostgoten als Westgermanen auftreten und gegen sächsisch sprechende Ostgermanen wie Hulberick ankämpfen. Die Sprechblasen der Ostgoten sind nicht – wie im französischen Original – mit Texten in Fraktur gefüllt, sondern mit sächsischen Dialekt in roten Maschinensatz-Buchstaben. Erst 1970 erschien bei Ehapa als Band 7 der Asterix-Albumreihe eine angemessene Übersetzung. Anscheinend hatte man damals, ähnlich wie im Kino, wo Filme wie Casablanca oder Hitchcocks Berüchtigt von allen Nazi-Bezügen bereinigt wurden, noch Bedenke gegen die Goten-Karikaturen. Daher wurden bei der Reihenfolge der Veröffentlichung “unbedenklichere“ später entstandene Alben wie Asterix und Kleopatra oder Tour de France vorgezogen.

Asterix und die Goten - Ultimative Edition

Doch in der Ultimativen Edition erscheint Asterix und die Goten chronologisch richtig als Band 3. Auch hier überzeugt wieder die sorgfältige Neubearbeitung, die Uderzos Zeichenkunst dank der neuen Kolorierung und des Großformats sehr viel besser zur Geltung bringt. Das Titelbild hat Uderzo im Gegensatz zu Asterix der Gallier und Die goldene Sichel nur ganz leicht überarbeitet und auf der linken Seite lediglich noch um einen weiteren römischen Legionär ergänzt.

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