Fast scheint es so als wenn John Grisham in “Anklage“ mit der Hauptfigur Samantha Kofler eine Art weibliches Gegenstück geschaffen hat, zu David Zinc. Diesen Anwalt ließ er in seinem vier Jahre zuvor erschienenen Buch “Verteidigung“ Abschied nehmen von seinem zwar gut bezahlten aber ultrastressigen Job in einer Großkanzlei. Zwar geht Samantha im Gegensatz zu David nicht freiwillig, denn ihr wird 2008 als Folge der Lehman-Brothers-Pleite gekündigt, doch auch die junge Anwältin entdeckt, dass ihr Beruf auch dazu dienen kann Menschen zu helfen.
Um weiterhin krankenversichert zu sein und eventuell wieder Anstellung bei ihrer New Yorker Anwaltskanzlei zu finden, muss sich Samantha verpflichten für ein Jahr kostenlos gemeinnützig zu arbeiten. Nach einer längeren Suche findet sie schließlich in einem kleinen Kaff in den Appalachen einen Job in einer “Law Clinic“. Hier lebt sie sich rasch ein und kann tatkräftige Rechtshilfe leisten. So gelingt es ihr einer obdachlosen Kleinfamilie wieder auf die Beine zu helfen, Dabei ist Samantha oftmals stärker als Sozialhelfer denn als Anwältin tätig und es gefällt ihr wirklich gebraucht zu werden.
Doch natürlich gibt es – wie bei Grisham üblich – auch einen ganz großen Fall um Entschädigung in der Höhe von mehreren Millionen Dollar. Dieser hängt mit einem rücksichtslos operierenden Kohleunternehmen zusammen, das gnadenlos Raubbau an der Natur betreibt, ganze Berge zerstört und dabei schwere oftmals tödliche Auswirkungen in Kauf nimmt. Bei der Beschreibung dieser drastischen Praktiken zeigt sich Grisham ökologisch bewegt. Doch zugleich gelingt ihm ein weiterer äußerst spannender Roman, der zugleich auch über humorvolle Passagen verfügt, von interessanten Charakteren bevölkert ist und ganz unaufdringlich zum Nachdenken darüber anregt, worum es im Leben wirklich gehen sollte.