Wenn Menschen mit hochgezüchteten Stimme plötzlich (bzw. genau zur “richtigen“ Zeit bzw. Season) anfangen Weihnachtslieder zu gurgeln, dann ist das meist sehr viel peinlicher als wenn eine Familie einmal im Jahr versucht gemeinsam im Angesicht des Christbaums halbwegs erkennbar “Oh Tannenbaum“ zu singen. In diesem Sinne sind Star-Tenor Andrea Bocellis überproduzierte Versionen von “White Cristmas“ und vor allem vom ohnehin schon schrecklichen “Angel we have heard on High“ (auch als “Ohhhohhhohhoohho!“ bekannt) ebenso unangenehm wie ein von Süßwaren überfressener Magen.
Doch dann – you better watch out! – wird einem doch noch weihnachtlich ums Herz, denn “Santa Claus is coming to Town”. Trotz Kinderchor-Begleitung und dank interessanter leicht jazziger Instrumentierung bringt Bocelli diese (ja, ich gebe es zu!) sehr schöne Nummer nicht nur erstaunlich unpeinlich sondern eigentlich sogar richtig beschwingt über die Runden. In die selbe Kerbe haut „Blue Christmas“ sowie das “The Christmas Song“-Duett mit Natalie Cole, während das sehr sakral gehaltene “The Lord´s Prayer“ mit dem “Mormon Tabernacle Choir“ (häh?) in die falsche weil schmierig-schmalzige Richtung geht. Wenn Bocelli danach noch bei “What Child ist this“ mit Mary J. Blige um die Wette knödelt sind die Tiefpunkte aber auch schon überstanden.
Die Standards “Adeste Fideles“, „Silent Night“ und die mehrsprachige Version von “Oh Tannenbaum“ kommen recht schön rüber. Ein Highlight ist die turbulente Version von “Jingle Bells“ in Begleitung mit The Muppets, die wirklich Spaß und durchaus Sinn macht. Denn während Bocelli den ebenfalls auf dieser CD enthaltenen von Alan Silvestri komponierten Song “God Bless Us Everyone“ zum von Robert Zemeckis inszenierten Animationsfilm “Disneys Eine Weihnachtsgeschichte“ besteuerte, traten die Muppets traten 2002 – gemeinsam mit Michael Caine – in einer Kinoversion der selben Geschichte von Charles Dickens auf.
Insgesamt ist dieses Weihnachtsalbum ein bunter Teller mit großteils bekömmlichen Süßwaren.