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Sestry

Als am 24. Februar 2022 russische Truppen die Ukraine angriffen, veränderte sich das Leben der Zwillingsschwestern Sasha und Nastia schlagartig. Doch es wurde nicht wirklich besser, nachdem die sechszehnjährigen Mädchen die auch heute noch hart umkämpfte Stadt Charkiw per Zug in Richtung Deutschland verlassen konnten.

Aus der relativen Ferne sorgten sie sich um den in der Heimat verbliebenen Freundes- und Familienkreis. Hinzu kamen neue Probleme, denn es war den Schwestern völlig unklar, was die deutsche Gastfamile, die sie aufgenommen hatte, von ihnen erwartete. Sollten sie sich finanziell oder durch Hausarbeit einbringen, oder genügte es, wenn sie jeden Morgen früher als gewohnt aufstanden?

In Charkiw hatten die Zwillinge sehr unterschiedliche berufliche und private Perspektiven. Was sie mit ihrem neuen Leben in Süddeutschland anfangen sollten, blieb ihnen jedoch verborgen. Besser wurde es, nachdem sie Alla Churikova und Dmitri Popov kennenlernten. Das russische Paar war bereits vor 20 Jahren freiwillig von Russland nach München gezogen und hatte offene Ohren für die Probleme der Zwillinge.

Die Malerin und Trickfilmerin Alla half ihnen dabei, sich künstlerisch auszudrücken. Dimitri hingegen wurde durch die Zwillinge dazu angeregt, sich nach langer Unterbrechung wieder als Dokumentarfilmer zu betätigen. Sasha und Nastia hatten sich in Handyvideos zu Thema wie “Was ich dachte, als der Krieg ausbrach“ oder “Was ich an Deutschland hasse“ gegenseitig interviewt.

Einige dieser hochinteresssanten Einblicke in das Leben und die Gedankenwelten der Schwestern, die sich zusammen mit Landsleuten in einer Heimunterkunft besser zurechtfanden als zuvor in ihrer deutschen Pflegefamilie, sind Bestandteil des Films Sestry (dt. Schwester). Zu sehen sind auch beeindruckend ausgeführte und thematisch passende Sandanimationen von Alla.

Der Film endet damit, dass Nastia nach zwei Jahren in ihre Heimatstadt zurückkehrt und dies im Alleingang sehr ausdrucksstark dokumentiert. Charkiw ist für die junge Frau kein Sehnsuchtsort mehr und die dauerhafte Rückkehr in eine vom Krieg traumatisierte Welt ist für sie nicht mehr möglich.

Die lebendig eingefangenen und sehr persönlichen Einblicke in das Schicksal der Schwestern, die gezwungen sind in der Fremde erwachsen zu werden, machen noch wütender auf den Aggressor Putin, der weiterhin ohne Rücksicht auf Verluste die Leben und Perspektiven von so vielen Menschen zerstört.