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Helgoland 513

Der Auftakt dieser Sky-Serie ist ziemlich großartig: Auf Helgoland kommt ein Kind zur Welt und der Großvater der neuen Insulanerin wird feierlich zur höchsten Klippe der roten Insel begleitet. Dort springt der alte Mann in den Tod, denn es wurde beschlossen, dass die Ressourcen auf Helgoland nur für 513 Bewohner ausreichen.

Während auf dem Festland seit fünfzehn Jahren eine Pandemie tobt, ist es den Inselbewohnern gelungen, die Seuche von Helgoland fernzuhalten. Dass dies aber auch seinen Preis hat, wird sehr anschaulich dargestellt. Nachdem die Mutter noch ein zweites Kind zur Welt bringt, wird in einer öffentlichen Sitzung muss beschlossen, wer als Zweiter die Insel der Seligen verlassen muss…

Diese knallharten Regeln stammen von eine gewissen Beatrice und basieren auf den Berechnungen eines pensionierten Biologielehrers. Martina Gedeck (Der Baader Meinhoff Komplex, Das Leben der Anderen) verkörpert diese ebenso intrigante wie brutale Anführerin als eine sehr taffe Frau, die Eigennutz als Selbstlosigkeit tarnt. Dagegen bleibt Alexander Fehling (Am Ende kommen Touristen) in der zweiten Hauptrolle eher blass, was jedoch recht gut passt zum von ihm verkörperten, moralisch erschreckend flexiblen Inselarzt Marek Storbeck.

Die Schauwerte der Serie sind beträchtlich. Neben den auf Sylt und Borkum gedrehten eher idyllischen Insel-Szenen, ist als Kontrastprogramm ein vor Ort mit viel Freude am Grauen visualisiertes postapokalyptisches Hamburg zu sehen. In malerisch zerfallen Kulissen, irgendwo zwischen Die Klapperschlange und The Walking Dead, kaspert Samuel Finzi als Ober-Unterweltler “Der Graf“ zusammen mit einer ganzen Horde von auf bedrohlich getrimmten Gestalten durch die Hansestadt.

Eine ganze Weile kommt die komplett von Robert Schwentke (Flightplan, R.E.D. – Älter. Härter. Besser) inszenierte Serie nicht so richtig in Gang. Doch gegen Ende gibt es doch noch eine Überraschung, denn die letzten beiden Episoden erzählen als Rückblende mitreißend und ganz schön gruselig davon, wie die Supermarkt-Angestellte Beatrice die Notlage auf Helgoland gnadenlos zu ihren Gunsten ausnutzt. Dank der großartigen Martina Gedeck gelangen hier anderthalb Sternstunden des Privatfernsehens.

Die DVD-Edition von Polyband enthält auf zwei Scheiben alle sieben Episoden der ersten und – da Sky keine deutschen Serien mehr produziert – wohl auch letzten Staffel von „Helgoland 513“. Hinzu kommen vier kurze aber sehr informative Dokus. Neben einem Making Of (4:17 min) gibt es Infos zu Szenenbild (4:59 min), Kostümbild (4:54 min) und den visuelle Effekten (4:54 min).

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Am Ende kommen Touristen

Eigentlich hoffte Sven seinen Zivildienst in Amsterdam ableisten zu dürfen. Doch stattdessen verschlägt es ich nach Oświęcim. In diesem Ort, der unter seinem deutschen Namen Auschwitz traurige Berühmtheit erlangt hatte, soll Sven in einer Jugendbegegnungsstätte arbeiten und sich zudem um den eigenwilligen KZ-Überlebenden Stanisław Krzemiński (Ryszard Ronczewski) kümmern. Etwas Licht in diese nicht eben lebensfrohe Angelegenheit bringt die polnische Dolmetscherin Ania (Ania Łanuszewska), in die sich Sven verliebt…

Gemeinsam mit dem sympathisch zurückhaltend von Alexander Fehling verkörperten Sven lernt der Zuschauer die komplizierten Zustände rund um die Gedenkstätte Auschwitz kennen und einiges über das schwierige deutsch-polnische Verhältnis. Regisseur Robert Thalheim war als Zivildienstleistender in Auschwitz und arbeitete seine eigenen Erlebnisse 2007 in Am Ende kommen Touristen mit ein.

Im Film gibt es einen deutschen Chemiekonzern, der sich in der Nähe von Oświęcim niedergelassen hat und sich durch Gesprächsrunden für Lehrlinge oder das Errichten von Gedenksteinen ebenso widerwillig wie halbherzig mit der Vergangenheit auseinandersetzt. Interessanteste Figur ist aber zweifelsohne Krzemiński, der als Zwangsarbeiter das KZ überlebte, es aber nicht schafft den Ort des Schreckens zu verlassen und zu seiner Verwandtschaft zu ziehen.

Er restauriert stattdessen Koffer von KZ-Häftlingen und ist dabei durch seine Bockigkeit und seine (zumindest in den Augen einiger eingebildeter Historiker) “unprofessionell“ ausgeführte Tätigkeit dort mittlerweile schon fast unerwünscht. Resignierend meint Krzeminski: “Dann sollen sich die Leute halt Schindlers Liste ansehen.“ Der erfrischend realitätsnahe und angenehm unspektakuläre Film Am Ende kommen Touristen hat sehr viel mehr zum Thema Holocaust zu sagen als die meisten aufwändigen Historiendramen.

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