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Punisher: Soviet

Es ist erfreulich, dass der in New York lebende Ire Garth Ennis (The Boys) immer wieder an jenen Tatort zurückkehrt, an dem er 2001 mit der Storyline Welcome Back, Frank Marvels Antihelden The Punisher zu einen glaubhaften Charakter machte, der mit drastischen Maßnahmen gegen Gewalttäter vorgeht. Zugleich erzählt Ennis, der ein Faible für Militär-Geschichte hat – siehe auch seine Serie War Stories – auch von Frank Castles Einsätzen in Vietnam, die ihn prägten und auf seine Arbeit als Punisher vorbereiteten.

Punisher: Soviet

Dies brachte Ennis auf die interessante Idee den Punisher mit einer russischen Variante seiner selbst zu konfrontieren. Im Gegensatz zu Castle war Valery Stephanovich schuld daran, dass er seine Familie verloren hat. Der Militärdienst in Afghanistan hatte ihn traumatisiert und in den Alkohol getrieben, was in einem Unfall mit tödlichem Ausgang resultierte. Sein ehemaliger Vorgesetzter Pronchenko war dafür verantwortlich, dass – abgesehen von ihm – alle Kameraden seiner Einheit brutal ermordet wurden. Als Stephanovich dies herausfand, bekam sein Leben wieder einen Sinn…

Punisher: Soviet

Konstantin Pronchenko hatte die Einheit an die Mudschahedin verraten und ist nach dem Ende des Afghanistan-Kriegs in den USA zu einem mächtigen Paten der Russenmafia in New York aufgestiegen. Dabei hat er sich niemals selbst die Finger schmutzig gemacht, ja noch nicht einmal den von ihm angeordneten Gewalttaten beigewohnt. Als sich Valery Stephanovich aufmacht, um dies zu ändern, findet er in dem Punisher einen ebenso verständnisvollen wie tatkräftigen Verbündeten.

Punisher: Soviet

Geschickt wechselt Ennis die Zeitebenen, erzählt realitätsnah vom Schicksal der einfachen russischen Soldaten im Afghanistan-Krieg. Auch der Ehefrau des Gangsters Pronchenko verpasst er eine interessante Vorgeschichte und das melancholische Ende wirkt noch lange nach. Dies ist auch dem US-Zeichner Jacen Burrows (Neonomicon) zu verdanken, der mit Ennis bereits bei der ersten Crossed-Geschichte zusammenarbeitete. In Punisher: Soviet reicht die Qualität seiner Grafik fast an die Arbeiten seines Vorgängers, dem kongenialen Ennis-Zeichner Steve Dillon (Preacher) heran.

Punisher: Soviet

Nicht unerwähnt bleiben sollen auch noch die von Paolo Rivera sehr ansprechend im Stile von russischer Propaganda-Kunst erstellten Titelbilder der aus sechs Heften bestehenden Miniserie. Punisher: Soviet ist überigens auch im vierten Band der Collection mit den Punisher-Comics von Garth Ennis enthalten.

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Kriegszeiten

Nach Arne Jyshs Wave and Smile legte der Carlsen Verlag eine weitere Eigenproduktion vor, die sich mit dem Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan beschäftigt. Diesmal handelt es sich jedoch um keine Geschichte, die zwar “von realen Ereignissen inspiriert“ aber “frei erfunden“ wurde. Der Journalist David Schraven (Weisse Wölfe) war vor Ort in Afghanistan. Er führte Gespräche mit aktiven und ehemaligen Soldaten über ihre Einsatz-Erlebnisse, die er in seine Texte zum Comic Kriegszeiten einarbeitete.

Kriegszeiten

Auf der letzten Seite des Comics spricht Schraven Klartext: “Wir haben über die gefälschte Doktorarbeit von Minister von und zu Guttenberg geredet, über die Affären des Expräsidenten Christian Wulff, aber darüber, dass deutsche Soldaten weltweit eingesetzt werden um deutsche Interessen zu sichern, darüber haben wir zu wenig geredet.“ Der definitive Comic darüber, wie es “ohne Massendemos“ und “ohne politischen Grundsatzstreit“ zum größten “Wandel in der bundesdeutschen Wehrgeschichte kam“, ist Kriegszeiten leider nicht geworden.

Kriegszeiten
Schraven erinnert am Anfang des Buches noch einmal an die Ereignisse des 11. Septembers 2001, die er selbst vor Ort in New York miterlebt hat. Danach versucht er die wenig ruhmreiche Geschichte des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr zu schildern. Dabei wechselt er zwischen der bundespolitischen Ebene und den ihm geschilderten Erlebnissen von Soldaten vor Ort, was sich nicht so recht zusammenfügen will (vielleicht aber auch nicht soll).

Kriegszeiten
Wenn Schraven erzählt, dass Bundeswehrsoldaten an den Örtlichkeiten von denen aus deutsche Militäranlagen mit Granaten beschossen wurden “nicht nur einmal amerikanische Wasserflaschen, Zigaretten und Süßigkeiten gefunden“ haben, so erschließt sich die Schlussfolgerung “Damals sah es so aus als werde Krieg gespielt“ nicht wirklich. Doch Schraven gelingen auch viele großartige Momentaufnahmen eines für die Soldaten vor Ort sehr frustrierenden Kriegseinsatzes, für den sich in ihrer Heimat kaum jemand interessiert.

Kriegszeiten

Die groben nur in ocker oder braun kolorierten oft etwas leeren Bilder des Aligator Farmers Vincent Burmeister passen gut zum dokumentarischen Stil des Werkes, das in der Tradition der Comicreportagen von Joe Sacco (Palästina) steht.

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