Dass es neben Garth Ennis noch weitere interessante Punisher-Autoren gibt, zeigt dieser wuchtige und leicht überformatige Hardcoverband, der zwölf Marvel-Hefte enthält, die 2011 erschienen sind. Die Story stammt von Greg Rucka (Gotham Central, Whiteout, The Old Guard) und der Auftakt ist sensationell.
Spektakulär lässt Rucka den Italiener Marco Checcetto in Szene setzten, wie aus der Hochzeit von Marine Sergeant Rachel Cole-Alves ein Blutbad wird. Parallel dazu lernen wir die New Yorker Detektives Oscar Clemons und Walter Bolt kennen, die sicher nicht zufällig an das von Morgan Freeman und Brad Pit gespielte Ermittlerduo aus David Finchers Thriller Sieben denken lassen.
Greg Ruckas erstes Punisher-Heft enthält auch noch einen grandios verschachtelten Epilog, in dem klar wird, dass Detektive Bolt gemeinsame Sache mit dem Punisher macht, zwar zum eigenen Vorteil, doch anscheinend nicht ganz freiwillig.
Die für ihren Einsatz in Afghanistan mit dem Silver Star ausgezeichnete Rachel Cole-Alves hat als Einzige das Massaker auf ihrer Hochzeit überlebt. Obwohl schwer verletzt, macht sie sich auf die Suche nach den Mördern ihres Ehemanns…
Trotz vieler erinnerungswürdiger Momente ist Ruckas Punisher-Run leider kein rundum gelungenes Meisterwerk. Dies liegt zum einen daran, dass nicht alle Hefte aus der Feder von Marco Checcetto stammen und die von Matthew Clark, Mirko Colak oder Michael Lark gezeichneten Seiten weniger gut gelungen sind.
Etwas nervig fand ich außerdem, dass Ruckas Serie sehr stark mit dem damals aktuellen Stand des Marvel-Universums verknüpft ist. Gleich am Anfang der Geschichte nimmt eine Konfrontation mit dem albernen geflügelten Schurken Vulture dem Punisher einiges von seiner grimmigen Würde. Zudem gipfelt die Serie in das nicht voll überzeugende dreiteilige Crossover The Omega-Disc, das auch in den Serien Daredevil und Spider-Man stattfand.
Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau und für diesen Sammelband spricht zudem das hochinteressante Bonusmaterial. Neben einem Blick in Marco Checcettos Skizzenbuch gibt es einige ziemlich sensationelle alternative Titelbilder von Meistern ihres Fachs wie Mike Perkins, Adi Granov oder Neal Adams zu bestaunen.
Dieser moderne Comicklassiker von 2005 ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen ist es erstaunlich, wie weit der Brite Warren Ellis (Avengers: Der endlose Krieg, Red) in einem US-Mainstream-Comic gehen durfte. Es dauert sehr lange, bis in seiner Geschichte die Superhelden-Action beginnt und Tony Stark die Iron-Man-Rüstung anlegt. Hochspannung herrscht dennoch von Anfang an.
Im Rahmen eines Interviews konfrontiert Ellis den Industriellen Stark am Anfang seiner Geschichte damit, dass dieser die Entwicklung seiner Produkte von der Rüstungsindustrie und der Waffenlobby finanzieren lässt, wodurch ein Mißbrauch dieser Erfindungen für kriegerische Zwecke so gut wie sicher ist.
Am Ende des Comics kann Iron Man zwar den durch eine experimentelle Droge zu großen Kräften gekommenen Terroristen Mallen stoppen. Glücklich macht ihn der Sieg jedoch nicht, denn seine Freundin Maya Hansen hat die illegale Droge entwickelt…
Zu Höchstform läuft Warren Ellis auf, als er Mallen auf seinem wutentbrannten Marsch nach Washington mit einer punkigen Jugendlichen konfrontiert. Eine ganze Weile stimmt Mallen den von ihrer Umgebung gefrusteten Mädchen zu, doch ihm platzt der Kragen, nachdem diese sich über Rassisten und religiöse Eiferer empört. Diese Episode geht ganz böse aus und ist einer der bittersten Comic-Momente überhaupt.
Trotz seiner subversiven Tendenzen beeinflusste dieser Comic maßgeblich die ersten Filme des Marvel Cinematic Universe. Als 2008 Iron Man verfilmt wurde, flossen in die Produktion nicht nur die Design-Ideen des Extremis Zeichners Adi Granov ein, sondern auch der Blick, den Warren Ellis auf Tony Stark warf, fand Berücksichtigung. Robert Downey Jr. spielte den an seiner Tätigkeit zweifelnden Rüstungsindustriellen großartig, auch weil Ellis in Iron Man: Extremis den Grundstein dafür gelegt hatte.
Mittlerweile ist eine Neuauflage von Iron Man: Extremis in Paninis Reihe Marvel Must-Have als preisgünstige Hardcover-Ausgabe erschienen. Enthalten ist auch interessantes Bonusmaterial, wie etwa Adi Granovs Entwurfszeichnungen für Rüstungen oder Titelbilder.
Es sei auch noch auf eine sehr werkgetreue Verfilmung von Iron Man: Extremis hingewiesen, die im Rahmen der Reihe Marvel Knights Animation als Motion Comic. Hierfür wurden sehr behutsam und mit sparsamer Computeranimation die Comic-Zeichnungen von Adi Granov in Bewegung versetzt.
Alle zwei Wochen bringt Panini Deutschland in Eigenregie einen Hardcover-Band mit einem Comic aus dem Star Wars Universum heraus. Enthalten sind sowohl klassische als auch moderne Comics, sowie Adaptionen der Filme. Nebeneinander positioniert bildet sich auf den Buchrücken ein durchgehendes “galaktisches Panorama-Motiv“.
Zum Auftakt erscheint eine Gesamtausgabe der sechsteiligen Serie Im Schatten Yavins, die 2013 bei Dark Horse veröffentlicht wurde und bei Panini in den Star Wars Heften 106, 107 und 108 als Fortsetzung zum Abdruck kam. Der einzige Makel dieser auch redaktionell vorbildlich betreuten Ausgabe der Star Wars Comic-Kollektion ist, das nicht alle sechs der plastisch kolorierten Titelbilder von In the Shadow of Yavin enthalten sind, was sehr schade ist, denn diese stammen von der Comic-Legende Alex Ross (Marvels, Kingdom Come).
Die Geschichte spielt kurz nach der legendären Schlacht von Yavin, also dem Finale des ersten Kinofilms Star Wars – A New Hope. Als Autor fungierte Brian Wood und die Zeichnungen des Comics stammen von Carlos D’Anda (Batman – Arkham City). Recht nah orientiert an den klassischen Kinofilmen, wird hier geschildert, wie es direkt nach der großen Raumschlacht mit Luke, Leia, Han, Chewbacca und Darth Vader weitergeht.
Seit die Firma Disney die Leitung von George Lucas‘ Star Wars Universum übernommen hat, geht es dort geordneter zu. Comic– oder Roman-Reihen, die munter und eigenmächtig die in den Filmen erzählten Geschichten fortführen, oder gar eine Hauptfigur wie Chewbacca sterben lassen, sind seitdem mehr angesagt. Alles was vor dem Beginn der Disney-Ära veröffentlicht wurde, ist fortan Legende und gehört daher zum Bereich Star Wars: Legends. Genau diesen Geschichten widmet sich die Star Wars Comic-Kollektion.
Doch auch die Comic-Adaptionen der ersten sechs Filme finden Aufnahme in die Edition. Beim zweiten Band der Star Wars Comic-Kollektion wurde das Cover geändert, das sich ursprünglich noch am klassischen Look von Marvels Comic-Adaption des ersten Kinofilms von 1977 orientierte und von der US-Omnibus-Ausgabe der klassischen Star Wars Comics aus dem Hause Marvel übernommen wurde.
Jetzt ziert das Cover eine plastisch kolorierte Illustration von Adi Granov, die auch auf dem Titelbild der US-Ausgabe von der “remasterten“ Neuausgabe der klassischen Comic-Adaption von Star Wars – Episode IV zu finden ist.
1977 diente dem Autor Roy Thomas (75 Years of Marvel Comics) das Drehbuch von George Lucas als Vorlage, da der Film noch gar nicht in den Kinos lief, als er bereits an der Comic-Adaption arbeitete.
Daher ließ Thomas den Zeichner Howard Chaykin Situationen in Szene setzen, die im Film gar nicht zu sehen sind (obwohl sie teilweise gedreht wurden).
Im zweiten Band der Star Wars Comic-Kollektion ist eine von Chris Sotomayo neu kolorierte Version von Chaykins klassischem Comic enthalten.
Innerhalb der Star Wars Comic-Kollektion erscheinen auch neu bearbeitete Comic-Adaptionen von Das Imperium schlägt zurück (als Band 7) und Die Rückkehr der Jedi-Ritter.
Somit ist eine interessante Mischung aus legendären Star Wars Comics zu erwarten.