Auch in ihrem nach Das gelobte Land, Ein Cowboy in Paris, Fackeln im Baumwollfeld und Rantanplans Arche fünften gemeinsamen Comic haben der Zeichner Achdé und der Szenarist Julien Berjeaut alias Jul, wieder ungewöhnliche Dinge vor mit dem Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten. In Letzte Runde für die Daltons soll er dafür sorgen, dass die verzweifelten deutschstämmigen Bewohner von Neumünchen wieder mit Bier versorgt werden.
Hierzu bricht Lucky Luke in die Brauerei-Metropole Milwaukee auf und versucht den Streik der für den Bierbaron Frederick Martz (bei dem es sich um eine Karikatur des 1836 in Thüringen geborenen US-Unternehmers Johann Gottlieb Friederich Pabst handelt) tätigen Arbeiter zu beenden. Dabei gerät der Cowboy zwischen die Fronten und Pabst sieht sich gezwungen beim Gouverneur Strafgefangene anzufordern, die für die Martz Brewing Company arbeiten sollen. Damit fangen die Probleme natürlich erst richtig an, auch weil sich unter den neuen gelbschwarz gestreifte Anzüge tragenden Mitarbeitern die Daltons befinden…
In seiner Geschichte kann sich Jul ausgiebig lustig machen, über typisch deutsche Spezialitäten wie Brezn oder Sauerkraut und über Eigenarten wie den weihnachtlichen Tannenbaum oder der Freude an pompösen Wagneropern. Witzig ist es auch, wenn ein deutscher Arzt den Namen des Cowboys mit LAKKI LACK falsch ausspricht, richtig ist natürlich LÜCKIE LÜCK. Einen Gastauftritt hat der 1885 aus der Pfalz eingewanderte Frederick Trump, der den “Pussy Saloon“ leitet und dort „junge Frauen ausbeutet“, also „kein gutes Vorbild für seine Enkel“ ist.
In Sachen Gags funktioniert das bei uns als Band 102 in den Handel kommene Album recht gut. Doch die Geschichte mit Lucky Luke als Schlichter eines Streiks will nicht so recht in die klassische Westernserie passen. Dies gilt auch für die sehr großen Panels, mit denen Achdé das gewohnte „vier Bilderzeilen pro Seite“-Schema von Morris erschreckend häufig aufbricht, möglicherweise um diese Geschichte so zeitsparend wie möglich zu Papier zu bringen.
Jul und Achdé beweisen jedoch auch, dass eine halbseitige Zeichnung eine gelungene Pointe sehr gut unterstützen kann. Auf Seite 42 dieses Albums haben sich die wieder einmal geflüchteten Dalton-Brüder in Jörg, Wilhelm, Jakob und Hänsel umbenannt. Um nicht aufzufallen haben sie sich außerdem durch Sepplhüte und Lederhosen verkleidet. In dieser Aufmachung öffnen die Flüchtigen eine Tür und landen oben auf Seite 44 in einem großen Panel mitten in einer rauschenden Feier von Luck Luke und seinen deutschstämmigen Freunden.
Dieser Moment ist besonders lustig für Fans von Louis de Funès, dessen Film Die Abenteuer des Rabbi Jakob von Jul und Achdé bereits in ihrem Album Das gelobte Land sehr liebevoll zitiert wurde. Letzte Runde für die Daltons hingegen greift eine erinnerungswürdige Szene aus dem im von der deutschen Wehrmacht besetzten Frankreich spielenden Klassiker Die große Sause auf. In diesem Film befinden sich die von de Funès und Bourvil gespielten Charaktere auf der Flucht vor den Deutschen. Auch dieses Duo betritt den falschen Raum und befindet sich plötzlich am denkbar ungünstigsten Ort: Inmitten einer von deutschen Soldaten veranstalteten ausgelassenen Feier.
Wenn genau wie im Kinofilm auch im Comic die Deutschen dann auch noch (höchstwahrscheinlich Ein Jäger aus Kurpfalz) singend auf ihren Stühlen um den Tisch hoppeln, sind für mich alle Schwächen dieses Albums vergessen und große Heiterkeit macht sich breit.
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