Es war das größte Paket, das ich je erhalten hatte. Der Paketbote hatte ganz schön zu schleppen und schon die Verpackung war spektakulär. Das gewaltige 30 x 40 cm große 720-seitige Werk steckte in einem Schuber, der zugleich auch ein Koffer war. Doch auch der Inhalt konnte begeistern.
Der Comicautor Paul Levitz, der von 2002 bis 2009 Präsident von DC war, fasst die 75-jährige Geschichte der Superhelden-Schmiede zusammen. Im Buch ist dieser Text in Englisch enthalten, doch ein knapp hundertseitiges ebenfalls farbig bebildertes Büchlein enthält die deutsche Übersetzung (allerdings leider nicht zu den meist ebenfalls sehr interessanten Kommentaren zur reichhaltigen Bebilderung).
Levitz konzentriert sich in seinen Texten auf das Wesentliche, wobei er die selbst bei DC erlebte Zeit natürlich deutlich lebendiger zu Papier bringt als etwa das Eröffnungskapitel “The Stone Age“ (“Die Steinzeit“), das recht knapp jene Zeit vor dem ersten Auftritt Supermans in “Action Comics # 1“ schildert.
Sehr viel schwärmerischer wird das danach anbrechende “Golden Age“ geschildert, das den Siegeszug der Comichefte einläutete und Superman schon recht bald weitere Helden wie Batman, Wonder Woman oder den schnellen Flash an die Seite stellte. Dass die Superman-Schöpfer Jerry Siegel und Joe Shuster 1938 mit einem Taschengeld abgespeist und erst sehr viel später namentlich in den Comics genannt wurden und Tantiemen erhielten wird immerhin nicht völlig verschwiegen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem die Superhelden schon langen vor den US-Truppen gegen die Achsenmächte kämpften, erlebten die Helden eher alberne Abenteuer an der Heimatfront, bevor 1956 schließlich das “Silver Age“ eingeläutet wurde. Das DC-Heft “Showcase“ präsentierte modernisierte Versionen von angestaubten Helden wie Flash oder Green Lantern. Das lief so gut, dass auch die Konkurrenz Marvel auf den Geschmack kam und DC mit stärker in der US-Realität verankerten Helden wie Fantastic Four oder Spider-Man recht bald den Rang ablief.
Doch eine bewusst trashige TV-Serie mit Adam West machte Batman Ende der Sechziger Jahre zum Millionen-Seller und DC fit für das 1970 beginnende “Bronze Age“. Hier war der Verlag mit einer von Denny O´Neil getexteten und von Neal Adams gezeichneten Serie in der Green Lantern und Green Arrow nicht nur mit Rassenhass und Drogenmissbrauch konfrontiert – sondern auch in ihrer Heldenfunktion hinterfragt wurden – voll auf der Höhe der Zeit.
Auch im – nicht von allen Comichistorikern anerkannten – “Dark Age“ hatte DC ab 1984 die Nase vorn und veröffentlichte bahnbrechende düstere Meisterwerke wie Frank Millers “The Dark Knight Returns“ oder “Watchmen“ von Alan Moore und Dave Gibbons, was auch Hollywood nicht verborgen blieb. Das “Modern Age“ lässt Levitz schließlich im Jahre 1998 beginnen und setzt aktuell auch weiterhin große Hoffnungen auf den Marvel-Flüchling Jim Lee, der für DC erfolgreiche Serien mit Batman und Superman zeichnete. Ein eher nichtsagender Ausblick auf das “Digital Age“ schließt das im Anhang noch mit interessanten Kurzbiografien zu wichtigen DC-Persönlichkeiten ergänzte Buch ab.
Jedes Kapitel wird mit dicken glänzenden goldenen, silbernen oder bronzenen Pappseiten eingeleitet und enthält außerdem zu jedem “Zeitalter“ noch eine Klappseite mit tabellarischer Übersicht. Zusätzlich gibt es außerdem jeweils noch unglaublich reich bebilderte Anhänge, die sich vertiefend mit einzelnen Superhelden aber auch Künstlern wie Bob Kane, Neal Adams oder Frank Miller des jeweiligen Zeitraums beschäftigen.
Die im Buch reproduzierten Comiccover gewinnen durch das Riesenformat aber auch dadurch, dass hier meist Hefte mit leichten Gebrauchsspuren abgebildet wurden. Aufmachung, Gliederung und Bebilderung machen “75 Jahre DC Comics“ zu einem einzigartigen Buch, das seinem Riesenformat voll gerecht wird.
Taschen präsentiert außerdem eine fünfbändige ergänzte Neuauflage von “75 Jahre DC Comics“. Die kleinformatigeren Bücher zum “Golden Age“, “Silver Age“, “Bronze Age“, “Dark Age“ und zum “Modern Age“ enthalten Interviews mit den in den jeweiligen Zeitaltern besonders aktiven Comicschaffenden Joe Kubert, Neal Adams, Denny O’ Neil, Jeanette Kahn und Jim Lee sowie über 1000 zusätzliche Abbildungen!
Doch natürlich ist 150 Euro für den Prachtband eine Menge Holz. Daher hat Taschen noch vor Abschluss der fünfbändigen Ausgabe eine deutlich preiswertere Ausgabe von “75 Years of DC Comics“ herausgebracht. Dieses ist mit 25 x 34 cm zwar etwas kleiner, enthält jedoch alle 720 Seiten der Originalausgabe und der Preis mit knapp 50 Euro beträgt nur ein Drittel der Erstausgabe.
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