Während des Zweiten Weltkrieges halten Nazi-Spione in einem Hotel in Casablanca einen wertvollen Schatz versteckt, den sie außer Landes bringen wollen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn einer von ihnen Geschäftsführer des Hauses wird. Dummerweise wird aber nach Ermordung des Managers nicht Graf Pfeffermann zum Chef des Hotels ernannt, sondern der unberechenbare Ronald Kornblow. Dieser heißt Ronald Hühnerpuster in der deutschen Fassung und wird von Groucho Marx verkörpert…
Eine Nacht in Casablanca entstand 1946 und liegt mittlerweile sogar auf Blu-ray vor. Seinerzeit regten sich angeblich die Warner Brothers per Anwalt auf, weil sie ein Plagiat ihres Filmklassikers Casablanca verhindern wollten und Groucho schrieb schlagfertige Antwortschreiben auf höchstwahrscheinlich nie verfasste juristische Schriftsätze, die er werbewirksam veröffentlichte.
In seinen Briefen wunderte sich Groucho darüber, dass Warner glaubt wegen des Humphrey-Bogart-Klassikers die Rechte an einer marokkanischen Stadt zu haben. Dieser Logik folgend sprach er der erst 1923 ins Handelsregister eingetragenen Firma Warner das Recht ab, sich BROTHERS zu nennen, da er zusammen mit Harpo und Chico bereits seit 1905 als Marx BROTHERS aufgetreten ist…
Eine Parodie auf den Bogart-Klassiker ist der Film jedoch ganz gewiss nicht, sondern wie zuvor schon die Oper, die Rennbahn oder der Zirkus dient diesmal Casablanca als exotischer Background für die bewährte Sketchrevue. Groucho stößt routiniert seine äußerst komischen Beleidigungen gegen Respektspersonen aus, Chico macht seine Revolver-Fingerspiele am Klavier und Harpo ist einmal mehr der begnadet die Harfe spielende Pantomime.
Eine Nacht in Casablanca ist ganz gewiss nicht der lustigste Film der Brüder, das ist Die Marx Brothers im Krieg. Doch durch die ausgereifte Komik der Marxens ist das Spätwerk möglicherweise der zugänglichste Film der Brüder, jedoch leider aber auch deren vorletzter…
Als er Ende 1946 im Spirou Almanach erstmals auftrat, sah er sich noch gar nicht ähnlich. Auf dem Rücken von Jolly Jumper sitzend, trug der Cowboy zwar schon einen weißen Hut und ein rotes Halstuch, doch sein gelbes Hemd war gestreift. Außerdem fehlte noch die schwarze Weste, um Lucky Luke mit allen Farben der belgischen Flagge zu schmücken. Die 20 Seiten des erste Lucky-Luke-Comic sind in Windeseile verschlungen. Arizona 1880 biete rasante, wahnwitzige Cartoon–Action, irgendwo zwischen früher Micky Maus und Tex Avery.
Der 1923 in der flämische Region Belgiens geborene Maurice De Bevere war schon als kleiner Junge vom Kino und vom Zeichentrickfilm begeistert. Die florierende väterliche Tonpfeifen-Fabrik zu übernehmen, war für ihn nie eine Option. Stattdessen arbeitete der junge Mann nach dem Krieg zunächst in Brüssel als Animator. Doch als US-Trickfilme den Markt überschwemmten, war das belgisch Animations-Studio nicht mehr konkurrenzfähig und schloss seine Pforten.
Maurice nannte sich Morris und begann Western-Comics zu zeichnen. 1948 brach er gemeinsam mit zwei mittlerweile ebenfalls legendären Meistern des frankobelgischen Comics zu einem erinnerungswürdigen Trip auf.
Der seinerzeit die Traditionsserie Spirouzeichnende Joseph Gillain alias Jijé (Jerry Spring) fuhr mit seiner fünfköpfigen Familie, sowie mit seinen Schülern Morris und André Franquin (Gaston), über den Atlantik. Der Autor Yann und der Zeichner Olivier Schwartz erzählten einige Jahrzehnte später in ihrem amüsanten Comic Gringos Locos von dieser Reise.
Die Eindrücke, die Morris in den USA und in Mexiko sammelte, flossen direkt in seine Lucky-Luke-Geschichten ein. Nachdem sein Reverenz-Material zuvor Kino-Aushangfotos waren, zeichnete Morris seine Comicseiten nun vor Ort im Wilden Westen. Anschließend sendete er die Originale der Comic-Seiten per Post nach Belgien, wo sie im Magazin Spirou veröffentlicht wurden. Aus der anfangs auf visuelle Gags setzenden Serie wurde nach und nach eine Satire auf Western-Filme, die Morris in authentischen Kulissen in Szene setzte.
Der erste Band von Egmonts neuer Gesamtausgabe enthält die zwischen 1946 und 1949 entstandenen Lucky-Luke-Abenteuer. Zusätzlich gibt es 50 Seiten mit reich bebilderten Sekundärmaterial. Dadurch ist es möglich, dabei zu sein, bei der Entstehung jenes Cowboys, der auch heute noch schneller schießt als sein Schatten.
Als Abschluss enthält das Buch die Geschichte Lucky Luke gegen Cigarette Pete, die damit endet, dass unser einsam in die Ferne reitender Held erstmals das Lied vom “Poor Lonesome Cowboy“ singt. Zuvor griff Lucky Luke im letzten Panel eines Abenteuers auch schon einmal zur Mundharmonika…
Anders als ein deutscher Titel wie Faustrecht der Prärie vermuten lässt, ist dies kein reiner Harte-Männer-Film. Es wird nicht nur geballert, sondern auch getanzt und der Originaltitel My Darling Clementine (das gleichnamige Lied ist immer wieder auf dem Soundtrack zu hören) ist viel schöner.
Die Western von John Ford, der nicht ohne Grund die Western Cinemathek der Süddeutschen Zeitung eröffnet, unterscheiden sich schon dadurch von anderen zeitgleich entstandenen Filmen, dass sie – man denke nur an die Kavallerie-Trilogie – nicht nur im Studio, sondern auch in der freien Natur gedreht wurden.
Dem 1946 eigens für Faustrecht der Prärie errichteten Städtchen Tombstone ist deutlich anzusehen, dass es sich nicht in einem Filmstudio, sondern mitten im majestätischen Monument Valley befindet, wo viele Filme von Ford wie etwa Höllenfahrt nach Santa Fegedreht wurden.
In Filmen von John Ford wie Der Mann, der Liberty Valance erschoss treten zwar Stars wie John Wayne, James Steward oder wie hier Henry Fonda (der 1968 in Spiel mir das Lied vom Tod nach Monument Valley zurückkehren sollte) als Wyatt Earp auf, doch es sind Ensemble-Filme und der Regisseur setzt immer wieder gerne markante Typen wie Ward Bond ein. Es gelingt Ford auch aus einem Darsteller erstaunliche Leistung herauszuholen, wie etwa aus dem Muskelprotz Victor Mature (Das Gewand, Tumak, der Herr des Urwalds), der hier als kränkelnder Glücksspieler Doc Holiday überzeugt.
Faustrecht der Prärie ist auch in der von der Produktionsfirma Fox gekürzten Fassung noch ein Film, der sich Zeit für Figuren und Situationen lässt. Nur der große Showdown am O.K. Corral ist temporeich in Szene gesetzt und von John Ford haargenau so dargestellt, wie es ihm angeblich Wyatt Earp höchstpersönlich erzählt hat.
Auf dem Comic Salon 2016 in Erlangen präsentierte Sabrina Schmatz den ersten Band ihrer Reihe München 1945. Das Erstlingswerk einer bis dahin unbekannten Künstlerin (und Autorin in Personalunion) vermochte sofort Kritiker und Fans gleichermaßen zu überzeugen. Im Jahr 2017 gewann sie den ICOM Independent Comic Preis in der Kategorie “Herausragendes Artwork“ für ihre Serie.
Drei Jahre später liegt der Abschlussband der Geschichte vor: Nachkriegszeit. Wie wird die Beziehung zwischen der 21-jährigen Krankenschwester Konstanze Hofer und dem 25-jährigen amerikanischen Sanitäter Daniel Stevens enden im Jahr 1946?
Viele historische Ereignisse und moralische Fragen werden angesprochen und benannt, freilich ohne sie abschließend zu beantworten. Die Last aber, wie eine junge Deutsche aus der Nazi-Zeit und ein amerikanischer Befreier sich zusammenraufen können ist unübersehbar. Daniels Freunde etwa stellen die Frage, warum sich nicht mehr Deutsche gegen Hitler gestellt hatten.
Nur zu gut weiß Konstanze, was es bedeutete, wenn man sich offen gegen den Führer aussprach. Ihr Vater hatte es getan und nun ist er weg. Auch hatte sie Sophie Scholl beim Verteilen von Flugblättern beobachtet, die verhaftet und hingerichtet wurde.
Die junge Autorin präsentiert uns mit Konstanze Hofer eine starke, überzeugende weibliche Protagonistin, die selbstbewusst ihr Schicksal in die Hand nimmt. Entstanden ist ein überzeugender erwachsener Comic, der zeigt, dass, wenn zwei Menschen aufeinander zugehen und sich verstehen möchten, sich eine aufrichtige Liebe nach und nach entwickeln kann.
Vom Abschlussband gibt es dieses Mal zusätzlich eine limitierte Hardcover-Ausgabe mit nummeriertem Exlibris.
Norbert Elbers
Mittlerweile liegen alle sechs Bände von München 1945.vor. Der Carlsen Verlag hat – mit dem Untertitel Eine Liebesgeschichte am Ende des Krieges – eine zweibändige gebundene Gesamtausgabe gestartet.
Ende 1945 durfte Hal Foster die Zweitserie The Medieval Castle, die bei uns Die Abenteuer zweier Ritterknaben genannt wurde und im unten Drittel der Seiten platziert war, zu einem etwas abrupten Abschluss bringen. Die während des Zweiten Weltkriegs verordneten Auflagen zum Papiersparen wurden aufgehoben und Foster konnte die Abenteuer von Prinz Eisenherz wieder allwöchentlich auf einer vollen Seite erzählen.
Doch gerade jene auf dem verknappten Bereich oberhalb der Abenteuer der Ritterknaben erzählten Erlebnisse von Eisenherz gehören zu den Erinnerungswürdigsten der ganzen Serie. Es zeigt sich, dass Foster nicht nur ein begnadeter Zeichner, sondern auch ein meisterlicher Erzähler ist.
Er lässt den jungen Prinzen mit der an ihn geketteten Königin Aleta durch die Wüste reisen und möchte sie dadurch für Untaten bestrafen, derer er sie fälschlicherweise bezichtigt. Die schöne Aleta lässt all dies über sich ergehen und einige Fluchtmöglichkeiten ungenutzt. Schon recht bald wird klar, dass Eisenherz in Wirklichkeit längst der Gefangene von Aleta ist…
Statt eines Vorwortes vom Übersetzer Wolfgang J. Fuchs gibt es diesmal als Beigabe einen hochinteressanten Text vom schwedischen Eisenherz-Fan Sven Lagerström. In den 60er-Jahren lernte dieser Hal Foster – aber auch Hugh Donnel, der für die Kolorierung der Serie sorgte, die die in dieser Ausgabe so bemerkenswert schön rekonstruiert wurde – persönlich kennen. Lagerström wurde sogar zum Namenspaten einer Figur innerhalb der Serie, denn Foster taufte den Sohn von König Hap Atla auf den Namen Sven.