Erst 1997, also fast drei Jahrzehnte nach seinem Erscheinen in den USA, kam dieses Buch auch endlich in Deutschland heraus. Der renommierte Filmkritiker Richard Schickel (Steven Spielberg: Seine Filme, sein Leben) setzte sich darin mit der immer noch zunehmenden Disneysierung auseinander, was darin resultierte, dass ihm verboten wurde als Bebilderung auf Filmfotos aus Disney-Filmen zurückzugreifen.
Schickel kam schon 1968, also kurz nach dem Tode des Firmengründers, zur Erkenntnis, dass die „Disney-Maschine (…) jedem Menschen, der in Amerika heranwächst, gleichsam einen Mickey-Maus-Hut aufsetzt. Unter kapitalistischen Vorzeichen betrachtet ist sie ein wahres Wunderwerk, in kultureller Hinsicht hingegen im Wesentlichen ein Grauen.“
Doch Schickels Buch ist keine wutschnaubende Abrechnung oder gar eine schmuddelige Biographie wie Marc Eliots Walt Disney – Genie im Zwielicht. Schickel setzt sich in Form einer Biographie differenziert mit den Werken Walt Disneys auseinander. Er lobt deren Vorzüge und sorgfältige Machart, zeigt aber auch immer wieder auf, dass bei Disney technisch zwar ständig die neusten Möglichkeiten genutzt wurden, hiermit aber meist inhaltlich und formal nur auf die Erkenntnisse und Ästhetik von vorgestern zurückgegriffen wurde. Ein immer noch höchst aktuelles Buch, das den Blick auf die sich kaum ändernden Mechanismen der populären Kultur schärft.
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