Ein Trio von Geschäftsleuten stürzt sich ins großstädtische Nachtleben. Einer der nicht mehr ganz jungen Herren regt sich über Werbemaßnahmen auf, die Jugendliche dazu anregen sollen Präservative zu benutzen. Im nächsten Nachtclub kommt er sich dann besonders witzig dabei vor, als er beim Pinkeln den Kondom-Automaten außer Betrieb setzt. Dies vermasselt ihm nicht nur den Geschäftsabschluss – da einer seiner Begleiter Kondome produziert – sondern auch den Abschluss des Abends, denn die von ihm angemachte Bardame steht nicht auf “unten ohne“.
Diese und zahlreiche andere Geschichten von “täglichen Wahn“ erzählte der spanische Comickünstler Miguelanxo Prado (Kreidestrichen, Ardalén) auf nur drei bis vier Seiten. Seine prächtig leuchtenden Farben stehen dabei nur scheinbar im Widerspruch zu den meist ziemlich böse endenden Erzählungen. Denn um eine Idylle zu demontieren muss diese zunächst erst einmal möglichst verlockend dargestellt werden. Als Zielscheibe seines Spottes dienen Prado großstädtische Typen wie (zumindest an ihrer Arbeit) desinteressierte Beamten oder Eltern, die wahre Wunderdinge von ihren durchschnittlich begabten Kindern erwarten, gelegentlich aber auch Vertreter der Landbevölkerung.
An “Der tägliche Wahn“ verblüfft nicht nur die Treffsicherheit und ihre Zeitlosigkeit, sondern auch die Vielfalt von Prados Zeichenkunst, denn kaum eine Geschichte ähnelt stilistisch einer anderen. “Der tägliche Wahn“ wurde in den 80er und 90er Jahren zunächst in diversen spanischen Magazinen veröffentlicht. Bei uns erschien die Serie in drei schon lange vergriffenen Alben bei Ehapa und wurde dort zum Glück als Gesamtausgabe im Hardcoverformat neu aufgelegt.
Seit 1998 veranstaltet Miguelanxo Prado übrigens alljährlich in seiner wunderschönen Heimatstadt A Coruña “Viñetas Desde O Atlántico“, das nach Barcelona zweitgrößte spanische Comicfestival.
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