„Ende 1989 ist in der DDR kaum etwas so, wie es noch vor wenigen Wochen war“ ist im Nachwort dieses Comics zu lesen. Dem Texter Bernd Lindner und dem Zeichner PM Hoffman gelingt es auf 80 Comicseiten sehr gut diese Zeit der Veränderung und die damit verbundene Aufbruchsstimmung zu schildern.
Leider sind die an oftmals an existierenden Personen angelehnte Handlungsträger der Comicgeschichte ähnlich holzschnittartig wie die schwarzweiße Grafik. Hauptfigur ist der 17-jährige Abiturient Daniel, der nicht zur Volksarmee möchte und aus seinem linientreuen Elternhaus ausbricht. Doch seine Wandlung zum Bürgerrechtler sowie seine Liebe zur oppositionellen Malerin Katrin werden nur sehr am Rande der Geschichte erzählt. Daher menschelt es leider nur recht wenig.
Doch als Darstellung der Friedlichen Revolution kann der sich hauptsächlich auf die Ereignisse in Leipzig konzentrierende Comic durchaus überzeugen. Das liegt sicher auch daran, dass Texter und Zeichner die damaligen Ereignisse in der Heldenstadt miterlebt haben. Der Comic funktioniert auch ohne den informativen Anhang, dochdieser ist eine gute Ergänzung. Es ist immer noch erschütternd zu lesen, dass bei den ersten freien Wahlen das „Bündnis 90“ mit den maßgeblichen Initiatoren der Massenproteste nur die Stimmen von 2,9 Prozent (!) der DDR-Bürger auf sich vereinen konnte. Ob, wie im Nachwort zu lesen ist, seinerzeit die „Macht tatsächlich auf der Straße lag“ und „die Bürgerrechtler nicht stark und einig genug“ waren, diese zu ergreifen, ist eine wahrhaft spannende Frage. Diese kann der Comic nicht beantworten, aber er stellt sie!
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