Am Anfang des Jahrtausends haute Will Ferrell die skurrilen Charaktere nur so raus, Da gab es den Begräbnis-Anbaggerer in Die Hochzeits-Crasher, den ewige Partyking “Frank the Tank“ in Old School, den schuhplattelnden Neo-Nazi Franz Liebkind in The Producers, den nach intensiver Nutzung einer Drehtür kotzenden Weihnachtselfen Buddy, den im Paarlauf der Männer antretenden Eisprinzen, den Rennfahrer Ricky Bobby oder den exzessiv Jazz-Querflöte spielenden Anchorman, um nur einige zu nennen.
Jetzt geht es endlich wieder soweit. Will Ferrell tritt in einem Film mit konventioneller Filmdramaturgie an und spielt mit der größten Selbstverständlichkeit eine Rolle, für die er mit mittlerweile 52 Jahren eigentlich viel zu alt ist. Seit Abba mit Waterloo den European Songcontest gewonnen hat, träumte der Irländer Lars Erickssong davon, ebenfalls im großen Gesangswettbewerb anzutreten. In Sigrit Ericksdóttir (Rache McAdams) hat er eine treue Verbündete gefunden, die jedoch mehr von Lars möchte als gemeinsam mit ihm in der Band Fire Saga zu musizieren.
Im Hintergrund der Geschichte brodelt auch noch ein Konflikt zwischen Vater und Sohn, wobei es einmal mehr großartig ist zu sehen, was für ein entspannter Darsteller der ehemalige James Bond Pierce Brosnan ist. Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga sollte eigentlich parallel zum in Rotterdam veranstalteten ESC 2020 stattfinden. Doch Corona kam dazwischen und jetzt läuft der von David Dobkin (Die Hochzeits-Crasher) inszenierte Film quasi als Ersatz für den ausgefallenen Song Contest auf Netflix.
Natürlich ist das an Peinlichkeiten nicht eben arme europäische Musik-Festival ein toller Vorwand für Will Ferrell, um in durchgeknallte Kostüme zu schlüpfen. Dies macht er mit einer so natürlichen Naivität, dass es schwer fällt sich dem ganz speziellen Charme dieses Filmes zu entziehen. Ein weiteres Plus ist, dass der vor Ort auf Island und in Edinburgh gedrehte Film sich am tatsächlichen Song Contest orientiert und einige der über Ohrwurm-Qualität verfügenden Musiknummern wie Vulcano Man oder vor allem Ja Ja Ding Dong sich auch problemlos dafür qualifiziert hätten.
Hinzu kommen die zahllosen überraschenden Gags, sowie die durch die Bank guten Darsteller. Es bleibt zu hoffen, dass Ferrell in dieser Richtung weitermacht.
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