Was die Franzosen Grégory Panaccione (Bilder) und Wilfrid Lupano (Alim, der Gerber, Valerian & Veronique: Shinguzlooz Inc., Szenario) hier abziehen, ist konsequent anders. Ein Ozean der Liebe ist nicht im klassischen Album-Format erzählt, doch trotz des Umfangs von 220 Seiten passt auch das gerne auf dickere Comics geklebte Etikett “Graphic Novel“ nicht so recht.
Vielleicht handelt es sich nicht einmal um einen Comic, denn auf der Rückseite ist zu lesen, dass das Buch “garantiert ohne Delfine, ohne Text und ohne Lautwörter“ auskommt, aber “Spuren von Piktogrammen enthalten“ kann.
Im Zentrum von Ein Ozean der Liebe steht ein kleiner, nicht mehr ganz junger bretonischer Fischer, der von seiner zweimal so großen Frau auf eine etwas herrische Art verwöhnt wird. Möglicherweise heißt die Gattin Maria, denn dies ist der Name des kleinen Boots mit dem der Fischer mitten in der Nacht hinaus auf die hohe See fährt. Doch diesmal kehrt er nicht zurück und seine Gattin macht sich mächtig Sorgen.
Eine Hellseherin, die nicht im Teesatz, sondern in Crêpe liest, fabriziert einen Eierkuchen mit dem Gesicht von Che Guevara. Daher reist die Gattin nach Kuba und erlebt dort genauso skurrile Dinge, wie der wackere Fischersmann, der auf hoher See mit wilden Rebellen, gierigen Möwen, aber auch mit Ölpest und Plastikmüll, konfrontiert wird.
Nicht nur der Geschichte fehlen die Worte, sondern auch dem Rezensenten, um wirklich zu beschreiben worin der ganz besondere Reiz von Ein Ozean der Liebe besteht. Sind es Panaccione atmosphärisch schimmernde Bilder oder ist es Lupanos nicht minder eigenwillige, herrlich absurde, zugleich aber auch spannende und rührende Geschichte? Ich denke jeder Leser wird in diesem auf vielen Ebenen überzeugenden Buch andere Stellen finden, die ihn besonders anrühren.