Lange hat es gedauert, bis das 1933 entstandene Meisterwerk King Kong endlich auf Blu-ray erschienen ist. Das Label Filmjuwelen bemüht sich sehr intensiv um die optimale Heimkino-Präsentation von Klassikern. Daher bietet auch die Veröffentlichung von King Kong sehr viel mehr als “nur“ einen Silberling mit dem jetzt – dank musikalischem Prolog von Max Steiner – 105-minütigen Film in bestmöglicher Bild- und Tonqualität.
Insbesondere die aus zwei Scheiben bestehende Special Edition lädt ein, zu einer spannenden Begegnung mit zwei weiteren Filmen über Riesenaffen, die vom selben Team stammen. Son of Kong kam bereits Ende 1933 als direkte Fortsetzung in die Kinos und 1949 entstand mit Mighty Joe Young eine eigenständige Variante, die nur in Deutschland durch den Titel Panik um King Kong direkten Bezug auf den Klassiker nahm.
Bemerkenswert ist, dass in der Special Edition auch die 1933 entstandene deutsche Premieren-Fassung von King Kong enthalten ist. Nach der „Machtergreifung“ überlegten sich die Nationalsozialisten sehr genau, welche ausländischen Filme in deutschen Kinos gezeigt werden durften.
Um eine Aufführung von King Kong zu verhindern wurden moralische Bedenken gegen die Geschichte vorgeschoben. Doch es spielte sicher auch eine Rolle, dass es sich um ein in allen Belangen gelungenes Gesamtkunstwerk handelt und somit aus der Sicht der Nazis um eine Leistungsschau des US-Kinos.
Der zu Adolf Hitlers Lieblingswerken gehörende King Kong kam schließlich am 1. Dezember 1933 in die deutschen Kinos und wurde im Vorspann als “Ein amerikanischer Trick- und Sensationsfilm“ angekündigt. Dem dem Film wurde ein Text vorangestellt, der erklärt, dass es sich “hier nicht um ein wahres Erlebnis, sondern um ein unerhört inszeniertes technisch virtuoses Filmmärchen“ handelt.
Um auf die „Unwahrscheinlichkeit der Handlung nochmals hinzuweisen“, wurde der Film zudem noch “Die Fabel von King Kong“ genannt. Gezeigt wurde eine seltsam gekürzte 76-minütige Fassung, die das sorgsam erzählte erste Drittel des Films, in dem die Charaktere vorstellt werden, von dreißig auf zehn Minuten kürzte. Bei den Spezialeffekt-Szenen auf Skull Island und in New York hingegen wurde hingegen sehr viel weniger gekürzt. Es fehlt jedoch die berühmte letzte Bemerkung von Carl Denham: „Oh, no, it wasn’t the airplanes. It was beauty killed the beast!“
Doch auf der Special Edition gibt es noch sehr viel mehr zu entdecken. So wurden alle drei Filme mit interessanten deutschsprachigen Audiokommentaren vom Horror-Experten Dr. Rolf C. Giesen garniert. Dieser war auch an dem der Veröffentlichung beiliegenden 44-seitigen Booklet beteiligt. Hierfür erstellte er eine “King Kong Chronik“, die ab 1859 (“Emmanuel Frémiets Skulptur eines Gorillas, der eine Frau entführt, erregt Aufsehen“) den Vorlauf und bis 2022 (“Hong Kong Kong“) die Auswirkungen des Klassikers dokumentiert.
Nicht besonders gut gelungen ist hingegen eine 100-minütige kolorierte Version von King Kong mit grellen Farben und mäßiger Bildqualität, die nur in deutscher Fassung enthalten ist. Wahrscheinlich handelt es sich um die von Ted Turner Ende der 80er-Jahre in Auftrag gegebene Fassung. Ein Highlight der Special Edition ist hingen die Rekonstruktion einer Ekelszene mit Riesenspinne und weiteren Untieren. Diese sogenannte „Spider Pit-Sequenz“ wurde angeblich 1933 aus dem Klassiker herausgeschnitten. Es existieren jedoch Entwürfe und Fotos, außerdem hat der Science-Fiction Autor Ray Bradbury immer wieder erzählt, dass er diese Szene bei einer Vorpremiere gesehen hat.
Peter Jackson hat 2005 zeitgleich zur Produktion seiner Version von King Kong gemeinsam mit seinen Weta-Technikern die „Spider Pit-Sequenz“ im klassischen Stop-Motion-Stil rekonstruiert. In den USA wurde diese Version zusammen mit einer interessanten Doku veröffentlicht, die Special Edition enthält lediglich die vierminütige Filmsequenz mit einen Kommentar von Rolf von C. Giesen.
Außerdem gibt es auf der Special Edition noch dieses Bonusmaterial zu bestaunen: Drei weitere Audiokommentare zu “King Kong“ von Lars Dreyer-Winkelmann, von Ray Harryhausen und Ken Ralston, sowie von Hauptdarstellerin Fay Wray und Produzent Merian C. Cooper, Deutscher Vorspann von 1933 (1:57 min), deutscher von Abspann 1933 (0:19 min), deutsche Kinovorschau von 1952 (1:32 min), deutscher Vorspann und Nachspann von 1952 (1:41 min), US-Trailer (1:34 min), Bericht “Hollywood Stuntmakers: King Kong“ in deutscher Sprache (9:01 min), Creation – deutsch kommentiertes Fragment eines Filmprojekts von Willis O’Brien (5:11 min), Soundtrack von Max Steiner als Audiodatei (72:19 min), englischsprachige Super-8-Fassung von “Son of Kong“ (21:52 min), US-Trailer von “Son of Kong“ (1:47 min), US-Trailer von “Mighty Joe Young“ (1:41 min), englischsprachige Statement von Rolf C. Giesen zu „King Kong“ (81:13 min) und eine interessant zusammengestellte Bildergalerie (6:53 min).
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