Als Fan der autobiografischen Comics von Chester Brown (Playboy-Stories, Ich bezahle für Sex), war ich schon voller Erwartung auf seinen umfangreichen Comic über Louis Riel, der vielfach ausgezeichnet wurde und als die meistverkaufte Graphic Novel Kanadas gilt, ein echter Klassiker.
Nun, ich musste mich erstmal auf den nüchternen Stil der Geschichte einstellen, die Brown von 1999-2003 geschaffen hat und die zuerst als Heftserie erschienen ist. Doch der Stil ist bei der akribischen Schilderung von historischen Ereignissen nicht nur angebracht, sondern auch sehr fesselnd. Allerdings hat sich Brown bisweilen auch dramaturgische Freiheiten erlaubt, wie er selbst im hochinteressanten Anhang über die historischen Hintergründe schreibt.
Worum geht es? Louis Riel (1844-1885) war ein kanadischer Rebell und Politiker. Er führte
zwei Aufstände der indigenen Métis gegen die britische Kolonialherrschaft an. Er war davon überzeugt, ein von Gott auserwählter Prophet der Métis und Begründer eines neuen Christentums zu sein. Für die einen war Riel sei ein verrückter Verräter, für die anderen ein heldenhafter, charismatischer Freiheitskämpfer, der gegen eine rassistische Regierung und für die Rechte seines Volkes eintrat.
Brown hat einen kargen Zeichenstil, der den Fokus auf die wesentlichen Dinge lenkt. Damit kann er auch humoristische Situationen unterstreichen. Mag der Band auch ganz anders als die Comics sein, die bisher von ihm auf Deutsch erschienen sind, gemeinsam ist ihnen, dass sie den Leser in ihren Bann ziehen.
Gerhard Förster
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