Mit “Das weingetränkte Notizbuch“ und “Held außer Betrieb“ legt der Fischer Verlag unter in seiner Klassik-Reihe gleich zwei Hardcover- Bände über den Meister der Schmuddelpoesie vor: Charles Bukowski.
Beide Bände beinhalten Stories und Essays aus den Jahren 1944- 1992 (also so gut wie dem gesamten Schaffenszeitraum Bukowskis). Es sind Texte, die lange als verschollen galten und bisher noch nie in Buchform erschienen sind. Auftragsarbeiten, die den Autor über Wasser hielten und in Männermagazinen, Underground- oder Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden. Was sich in dieser Sammlung für den echten Fan sehr deutlich abzeichnet, ist ebenso die schriftstellerische Entwicklung eines der einflussreichsten amerikanischen Autoren der Neuzeit, genauso wie dessen Vielseitigkeit. Bukowski hatte alles drauf: Autobiografisches, Lyrisches, Poesie, Spannungs-, Horror-, ja sogar Science Fiction- Literatur oder Groteske (erwähnt seien hier nur die Geschichten “Jesus mit Grillsoßse“ und “Der Eindringling“ aus Held außer Betrieb und “Wie es geschah“ aus Das weingetänkte Notizbuch).
“Jesus mit Grillsoße“ beispielswiese ist eine wegweisende Splattergeschichte, die in nur acht Buchseiten fast alles zum Thema Hippies und Horror sagt und dem legendären “Kettensägen-Massaker“- FIlm von 1974 um ganze vier Jahre zuvorkam.
Natürlich sind da noch seine Schmuddelgeschichten, für die der Autor ja hinlänglich bekannt ist und die meist selbsterlebt sind.
Dabei geht es um Saufen, Sex und Wetten auf der Pferderennbahn. Manchmal jedoch mündet eine jener Schmuddelgeschichten in eines der oben genannten Gernres- oder andersrum: Eine Genregeschichte endet unvorhersehbar als Schmuddelgeschichte.
Bei Bukowski muss man eben auf alles gefasst sein!
Fazit: Beide Bücher zusammengenommen ergeben ein aufregendes Mosaik aus Fundstücken über einen Mann, der seiner Zeit voraus war. Nicht nur im Schreiben und Tabubrechen, sondern auch im Genregrenzen ausloten. Einzig ein Wunsch bleibt offen: Dass der geniale Comic-Zeichner Robert Crumb außer den Umschlagillustrationen noch ein paar weitere zum Inhalt hinzugefügt hätte. Gepasst hätte es wie die Faust aufs Auge!
Matthias Schäfer
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