Bei seinem weltweit erfolgreichen Zeichentrickfilm Akira, der auf seiner gleichnamigen Mangaserie basiert, hatte Katsuhiro Otomo (Robotic Angel, Steamboy) fast alles im Alleingang realisiert. Für sein Folgeprojekt Memories holte er sich 1995 zwei Zeichner an Bord, die Geschichten von ihm umsetzten und als Regisseure debütieren durften.
Im ersten Story-Segment Magnetic Rose erzählt Koje Morimato (von ihm stammt die beste Episode aus Animatrix) von einer Raumexpedition, die einem Notruf folgt. Das Team landet auf einem seltsamen Raumschiff, dass nach den Erinnerungen einer Operndiva gestaltet wurde und ganz schön gefährlich ist.
In Stink Bomb lässt Tensai Okamura einen harmlosen Chemiker zu einer tödlichen biologischen Waffe werden. Unaufhaltsam macht er sich auf den Weg nach Tokio.
Auch die letzte (und kürzeste) Episode Cannon Fodder verbreitet nicht gerade gute Laune. In sehr stark durchgestylten Steampunk-Bildern zeigt Katsuhiro Otomo in einer durchgehenden Kamerafahrt den Alltag einer Familie in einer Stadt, die sich im permanenten Kriegszustand befindet.
Memories macht seinem Namen alle Ehre, denn dank der starken Bilder und Situationen wird niemand diese drei höchst unterschiedlichen Episoden jemals wieder vergessen.
Die Blu-ray von Plaion enthält interessantes Bonusmaterial: Special Preview Interview mit Katsuhiro Otomo – Eine sehr interessante Dokumentationen über die Entstehung des Films (29:09 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln (29:09 min), Bericht über die Restauration (3:39 min), Cannon Fodder – Vom Storyboard zur Animation (22:21 min), Liner Notes und Bildergalerien zu allen drei Episoden und den japanischen Trailer (1:58 min)
Eine Polizeipatrouille stößt mitten in die Wüste New Mexikos auf ein traumatisiertes kleines Mädchen. Doch dies ist für Sergeant Ben Peterson (James Whitmore) erst der Anfang eine Reihe seltsamer Erlebnisse. Seine Kollegen finden Leichen, die durch Ameisensäure gestorben sind und werden von riesigen Insekten angegriffen. Peterson ist auch beim großen Finale dabei und stürmt in Los Angeles zusammen mit FBI (James Arness), Wissenschaftlern (Joan Weldon & Edmund Gwenn) und der Nationalgarde einen riesigen Ameisenbau…
Formicula entstand 1954 und ist die Mutter bzw. Königin aller Filme mit riesigen Insekten. Jack Arnolds Tarantula kam ein Jahr später in die US-Kinos und inspirierte höchstwahrscheinlich den deutschen Verleih dazu, den bei uns erst 1960 gestarteten Riesenameisen-Film, der im Original Them! heißt, einen ähnlichen Titel wie Tarantula zu verpassen.
Auf den Plakaten sind die gigantischen Ameisen mit ihren großen Katzenaugen naturwissenschaftlich alles andere als akkurat dargestellt und erst recht nicht, wenn im Film in “Originalgröße“ gebaute haarige und leicht plüschige Monstren angreifen. Dass diese dennoch gruselig rüberkommen, liegt an einem bedrohlichen Zirpen auf dem Soundtrack und der soliden Inszenierung von Gordon Douglas, der als Komödien-Regisseur startete und dadurch anscheinend auch wusste, wie man Lacher vermeidet.
Dank Plaion liegt dieser Klassiker endlich auf Blu-ray vor. Besonders interessant ist, dass der Film in zwei Versionen betrachtet werden kann. Die Vollbildfassung startet als “Formicula“ mit dem deutschsprachigen Vorspann, der mit Texttafel über die Gefahren von Atombombentest endet.
Die 16:9-Version ist zwar auch schwarzweiß, startet jedoch mit dem Originaltitel THEM!, der in blau unterlegten roten Lettern vom Bildschirm strahlt. Die Texttafeln über Atombomben fehlen und der Übergang zwischen Vorspann und Film ist sehr viel eleganter gelöst als in der deutschen Fassung. Außerdem enthält die Blu-ray noch: “Hinter den Kulissen“ (2:56 min), eine sehr schön zusammengestellte Galerie mit 102 Plakaten und Promofotos, den deutschen und den US-Trailer (je 3:08 min)
Ein Jahr bevor er in seinem letzten Film Paganini nicht nur die teuflisch geigende Titelrolle spielte, sondern erstmals auch Regie führte, kehrte Klaus Kinski 1988 noch einmal zu einer seiner bekanntesten Rollen zurück. Italienische Produzenten – darunter auch Silvio Berlusconi – hatten die mehr oder weniger geniale Idee den Darsteller als Vampir Nosferatu durch Venedig spuken zu lassen.
Doch sie hatten die Rechnung ohne den unberechenbaren Kinski gemacht. Dieser dachte gar nicht daran, sich noch einmal – wie ein Jahrzehnt zuvor im Film von Werner Herzog – Tag für Tag aufwändig zur Schreckensgestalt in der Tradition des Grafen Orlok aus F. W. Murnaus Stummfilmklassiker Nosferatu schminken zu lassen.
Unbeeindruckt von den Regieanweisungen der wechselnden Regisseure trat Kinski ganz “normal“ mit seiner herbstblonden Mähne auf, und als einzigen Kompromiss ließ er sehr gelegentlich mit Mäusezahn-Prothese filmen. Doch meistens ist Kinski im Film mit oft von ihm selbst inszenierten Aufnahmen zu sehen, in denen er bei Sonnenaufgang durch Venedig schlendert.
Auch die prominenten Nebendarsteller Christopher Plummer und Donald Pleasence, sowie einige schöne Bilder aus Venedig (ohne Kinski) konnten den Film nicht retten. Erst auf Video fand Nosferatu in Venedig sein Publikum. Mittlerweile gibt es auch ein mit drei verschiedenen Covern veröffentlichtes Mediabook. Mit Creation is violent ist auch eine hochinteressante spielfilmlange Doku mit „Anecdotes On Kinski’s Final Years“ enthalten, die eine gute Ergänzung zu Werner Herzogs Mein liebster Feind ist.
In Interviews wird hier ausführlich erzählt, wie Kinski den Machern seiner letzten Billigfilme ausgiebig auf die Nerven und den Darstellerinnen immer wieder an die Wäsche gegangen ist. Doch es wird auch dokumentiert, dass Kinski in seinen letzten Jahren anscheinend in seinem abgelegenen Haus in Lagunitas (Kalifornien) zur Ruhe gekommen ist. Die Leiterin der örtlichen Poststelle und deren Tochter schwärmen noch heute von ihrem guten Freund Klaus.
Berlin zur Zeit des Zweiten Weltkriegs: Während eines kurzen Heimaturlaubs sieht der junge Fliegeroffizier Paul Wendlandt die berühmte Varieté-Sängerin Hanna Holberg und verliebt sich in sie. Ein Fliegeralarm hilft ihm dabei der Frau seiner Träume näher zu kommen, denn Hanna ist gezwungen, Paul mit zu sich nach Hause zu nehmen. Die beiden möchten heiraten, doch der Krieg lässt es nicht zu…
Bei diesem Film von 1941, in dem Zarah Leander ihre Hits Davon geht die Welt nicht unter und Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n singt überrascht auf den ersten Blick, dass hier – genau wie bei den DVDs zu zahlreichen Horrorfilmen – ein rotes FSK 18-Quadrat auf dem Cover platziert wurde.
Oberflächlich betrachtet erzählt Die große Liebe eine dramatische Liebesgeschichte. Doch scheinbar ganz nebenbei wird auch von einem “normalen“ Leben in einem ständig von Luftangriffen bedrohten Berlin, von Engpässen in der Versorgung mit Lebensmitteln, von Truppenbetreuung im besetzten Paris und von bedingungsloser Opferbereitschaft für das Vaterland erzählt. Einmal ist sogar eine Ansprache von Adolf Hitler zu hören, der den Beginn des Russlandfeldzugs ankündigt.
Mit Die große Liebe wollte Joseph Goebbels einen Film produzieren, der anders als die meisten UFA-Filme kein völliger Eskapismus war, sondern die damalige Realität zeigte und nach nationalsozialistischen Vorstellungen zurechtbog. Im Gegensatz zu Veit Harlans schwerfälligen und allzu offensichtlich propagandistischen Werken Jud Süß oder Kolberg konnte Die große Liebe tatsächlich die Massen begeistern und 28 Millionen Menschen sahen seinerzeit den Film.
Dieser ist trotz seiner teilweise erstaunlich leichtfüßigen Grundtons alles andere als ein purer Unterhaltungsfilm, sondern sehr gut gemachte Durchhalte-Propaganda. Von daher ist es angebracht, wenn die DVD nicht nur den FSK 18-Sticker sondern auch noch einen – allerdings eher zaghaft-kritischen – einleitenden filmhistorischen Kommentar enthält!
Bei der Blu-ray von Die große Liebe gibt es auf der Rückseite des Covers einen knappen, aber guten Text von Ane Siegmayer, hier ein Zitat: “In Hannas persönlichem Schicksal konnte sich das vornehmlich weibliche Publikum 1942 wiedererkennen. Gleichzeitig war der Film eine regelrechte Huldigung der deutschen Luftwaffe und sprach auch ein männliches Publikum an. Geschickt wurden die vermeintlich positiven Seiten des Lebens als Luftwaffenoffizier zur Schau gestellt: actionreiche Fliegereinsätze, Heldentum, eine schmucke Uniform und Fronturlaub am Strand — was will man(n) mehr. Die Stationen der Handlung führten die Liebenden und die ZuschauerInnen einmal quer durchs besetzte Europa. Interessanterweise war das Oberkommando der Wehrmacht mit dem Film nicht einverstanden. Von einem Fliegeroffizier, der eine Nacht mit einer Sängerin verbrachte. fühlte das 0KW sich moralisch gestoßen.“
Abschließend noch ein paar Worte zum Evergreen Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n. Komponiert wurde der Song von Michael Jary, der darauf bestand, dass er zur Fertigstellung unbedingt seinen Texter Bruno Balz benötigt. Daraufhin kam dieser, der von der Gestapo wegen seiner Homosexualität verhaftet wurde, wieder frei. Sein Lied machte nicht nur nationalsozialistischen Bürgern Hoffnung auf ein Wunder, sondern auch den Oppositionellen und KZ-Insassen.
Nach einem spektakulären Banküberfall in Clerville sind sowohl Diabolik als auch sein Gegenspieler Inspektor Ginko den Tätern auf der Spur, allerdings aus unterschiedlichen Motiven. Beide werden von den Räubern außer Gefecht gesetzt und in eine Zelle gesperrt. Dort erfährt Ginko Details über die faszinierende Vergangenheit seines Gegners, während dessen Komplizin Eva Kant versucht Diabolik zu befreien…
Diese Geschichte erzählten die Schwestern Angela und Luciana Giussani 1968 in Diabolik, chi sei? (Diabolik, wer bist Du?) dem 107. Taschenbuch der italienischen Erfolgsserie. Der Comic war eine ideale Vorlage für die Fanbrothers Marco und Antonio Manetti, um ihre 2021 mitDiabolik und ein Jahr später mit Diabolik wird gejagt begonnene Trilogie mit einem krönenden Finale zu beenden.
Auch ihren dritten Diabolik-Film haben die Manettis so inszeniert, als wenn er in den Sechziger Jahren entstanden. Dies erklärt den etwas arg entschleunigt erzählten Auftakt, doch es lohnt sich dranzubleiben. Wenn sich Diabolik (Giacomo Gianniotti) und Ginko (Valerio Mastandrea) in der kleinen Zelle gegenübersetzen, ist auch das Publikum gefesselt. Großartig ist auch eine stilvoll in Schwarzweiß in Szene gesetzte Rückblende, die plausibel erklärt, warum Diabolik der einzige Name des Antihelden ist.
Die Manettis haben die Comicvorlage etwas angedickt. Dadurch ist es ihnen möglich auch die in Italien sehr populäre Figur der Altea di Vallenberg, die bereits in Diabolik wird gejagt von Monica Bellucci gespielt wird, in die Geschichte einzubinden. Da die Adelige in einer sehr enge Beziehung zu Inspektor Ginko steht, hat sie ein ebenso großes Interesse wie Eva Kant (wieder großartig: Miriam Leone) daran, das Versteck der Bankräuber zu finden.
In der zweiten Hälfte entwickelte der Film durch das Zusammenspiel der beiden sehr unterschiedlichen Duos Diabolik/Ginko und Eva Kant/Altea eine große Dynamik. Es ist sehr schade, dass keine weiteren dieser stilvollen und traditionsbewussten Comicverfilmungen gedreht werden.
Die Blu-ray von Plaion enthält neben dem 124-minütigen Hauptfilm noch ein 14-mimütiges, sehr informatives Making Of und den deutschen Trailer (1:21 min). Zusätzlich gibt es noch eine Special Edition mit Blu-ray und DVD, die in einem Schuber stecken, der einen 125-seitigen Comic in der Größe einer DVD-Hülle enthält. Dabei handelt es sich um die deutsche Erstveröffentlichung der Filmvorlage „Diabolik, wer bist Du“ von 1968.
Auf den schlichten schwarzweißen Zeichnungen von Clauco Coretti und Enzo Facciolo, ist alles zu sehen, was zum Erzählen der gradlinig-spannenden Geschichte der Giussani-Schwestern erforderlich ist. Durch diesen Comic wird klar, warum Diabolik zu einem so großen Erfolg wurde.
Die Regisseure und Drehbuchautoren Daniel Rakete Siegel und Denis Moschitto, der auch die Hauptrolle übernahm, machen dort weiter wo Fatih Akin 1998 mit Kurz und schmerzlos Hoffnung auf ebenso spannende wie milieusichere deutsche Unterwelt-Thriller machte.
Moschitto spielt auch die Hauptrolle des Arztes Bruno, der wegen Drogenproblemen seine Approbation verloren hat. Dennoch denkt er nicht daran, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. In Köln kümmert er sich um Patienten, die nicht so einfach zum Arzt gehen können oder wollen. Dabei handelt es sich meist um Prostituierte, Kleinkriminelle oder Illegale.
Bruno kommt gerade so über die Runden, doch eines Tages erhält er ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann. Im Auftrag der Anwältin Kreber (eiskalt: Anke Engelke) soll er einen an Leukämie erkrankten Mafiosi behandeln. Die Lage eskaliert, nachdem Bruno von einem befreundeten Apotheker unwirksame Medikamente bekam…
Aus der sehr guten Darstellerriege ragt Fahri Yardım heraus, der bisher eher sympathische oder komödiantische Rollen spielte. Eine durchaus dunkle Seite zeigte er bereits in der Fremdschäm-Serie Jerks. In Schock gelingt ihm das Kunststück Giuli, den Mann von Brunos Schwester und Mitglied der kriminellen Mittelschicht, sowohl bedrohlich als auch bedauernswert zu spielen. Aus dieser Richtung kann gerne noch mehr kommen.
1965 beschloss die ostdeutsche DEFA eigene Indianerfilme zu drehen. Eine Gesamtedition von Filmjuwelen präsentiert insgesamt vierzehn zwischen 1965 und 1983 entstandene DEFA-Western auf DVD oder Blu-ray, darunter alle zwölf Indianerfilme mit Gojko Mitić.
Der in Serbien geborene Gojko Mitić war bereis ab 1961 in seiner Heimat als Stuntman in italienischen und britischen Produktionen tätig. Kleinere Rollen spielte er in westdeutschen Karl-May-Filmen wie Old Shatterhand, Winnetou Teil 2 und 3 oder Unter Geiern.
Daher war er die ideale Wahl für die Hauptrolle in Die Söhne der Großen Bärin. Der Film erreichte 1965 in der DDR mehr als zehn Millionen Zuschauer, bei einer Gesamteinwohnerzahl von 17 Millionen! Vorlage waren die Indianer-Romanen der Autorin und Historikerin Liselotte Welskopf-Henrich die auch das Drehbuch schrieb. Da kein DEFA-Regisseur bereit war, so etwas Profanes wie einen “DDR-Winnetou“ zu drehen, kam der Tscheche Josef Mach zum Einsatz.
Genau wie bei den westdeutschen Karl-May-Filmen fungierte das ehemalige Jugoslawien als Drehort, die DEFA drehte jedoch nicht in Kroatien, sondern in Montenegro, sowie im sächsischen Elbsandsteingebirge und natürlich in Babelsberg. In Sachen Action konnte locker bei der westdeutschen Konkurrenz mitgehalten werden, zumal Gojko Mitić seine nicht eben wenigen Stunts selbst ausführte. Dabei ist aus heutiger Sicht erschreckend, wie rücksichtslos mit den Pferden umgegangen wurde.
Mitić spielte Tokei-ihto, den Häuptling der Söhne der großen Bärin. Nachdem auf dessen Stammesgebiet Gold gefunden wurde, muss sich Tokei-ihto mit Fred Clark, genannt Red Fox auseinandersetzen, der herrlich fies vom auch als “Clown Ferdinand“ bekannten Tschechen Jiří Vršťala verkörpert wurde. Dass den Bärensöhnen ihr Land vom “großen weißen Vater“ vertraglich zugesichert wurde, interessiert Red Fox eher wenig.
In seinem Western-Lexikon nahm Joe Hembus nicht alle DEFA-Indianerfilme auf und bezeichnete Die Söhne der Großen Bärin als einen “rührend unbeholfenen Versuch“. Doch für den 1967 entstandenen zweiten DEFA-Indianerfilm Chingachgook, die große Schlange mit Gojko Mitić in der Titelrolle fand der westdeutsche Filmjournalist nur lobende Worte: „Die beste unter den vielen Cooper-Verfilmungen, auch wenn sie vor lauter Problembewusstsein den Cooperschen Humor zu kurz kommen lässt.“
In der Tschechoslowakei und in Rumänien wurde James Fenimore Coopers dritter Lederstrumpf-Roman Der Wildtöter verfilmt. Die Geschichte spielt circa 1740, als Franzosen und Engländer in Nordamerika die dort lebenden Indianerstämme in ihrem Krieg mit hineingezogen haben.
Bezüglich Spannung, Action und Schauwerten kann es Chingachgook, die große Schlange locker mit dem legendären zwei Jahre später entstandenen ZDF-Weihnachts-Vierteiler mit Helmut Lange aufnehmen.
Auch in Sachen “Problembewusstsein“ liegt die DEFA vorne. So ist es nicht nur literarisch und ideologisch, sondern auch historisch korrekt, wenn am Anfang des Films Horst Preusker als britischer Hauptmann Warley die Sachlage wie folgt erklärt: “Die Krone braucht Land. Macht. Reichtümer. Wir müssen uns ranhalten. Wir bezahlen die Delawaren. und die Huronen sind die Söldner der Franzosen. Und so bleibt uns nichts weiter übrig, als auf beiden Seiten bis zum letzten Indianer zu kämpfen.“
Während Pierre Brice immer als Winnetou auftrat, war Gojko Mitić auch im dritten DEFA-Indianerfilm Spur des Falken wieder in einer anderen Rolle zu sehen. Als Dakota-Häuptling Weitspähender Falke zeigte er wieder großen körperlichen Einsatz, spielte aber genaugenommen nicht die Hauptrolle in diesem Werk, das eher ein Western als ein “Indianerfilm“ ist.
Der Schurke Joe Bludgeon wird mit viel diabolischen Charisma von Hannjo Hasse verkörpert und unter seinen Missetaten leiden nicht nur die Indianer, sondern auch die weißen Siedler. So spielt Helmut Schreiber den besonnenen Sam Blake, der fairen Handel mit den Indianern betreibt und dem die Ausbeuterei von Bludgeon zutiefst zuwider ist.
Inszeniert wurde Spur des Falken von renommierten DEFA-Regisseur Gottfried Kolditz (Im Staub der Sterne). Da der im Sommer 1987 gestartete Chingachgook, die große Schlange in der DDR große Erfolge bei Open-Air-Vorführungen auf Freilichtbühnen oder Zeltplätzen feierte, stand diesmal bei den Dreharbeiten im Kaukasus in Georgien ein beachtliches Budget für eine Unmenge von berittenen Statisten zur Verfügung.
Sehr gut zur Geltung kommt auch die sehr viel beeindruckender als im ersten Teil von Winnetou aussehende Eisenbahn der Union Pacific. Extra hierfür wurde vom VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ Babelsberg eine alten Rangierlok umgebaut.
Der Film war ein großer Erfolg und daher 1969 entstand mit Weiße Wölfe eine Fortsetzung. Erstmals war der Name von Gojko Mitić, der wieder die Rolle von Weitspähender Falke spielte, erstmals gleich am Anfang des Vorspanns zu sehen, während die übrige Besetzung, wie bei der DEFA üblich, am Ende der Credits gelistet wird.
Viele weitere Darsteller aus Spur des Falken, wie Helmut Schreiber als Sam Blake und Fred Delmare als dessen Sidekick Peter Hille, sowie Barbara Brylska und Holger Mahlich als diesmal heiratendes Liebespaar, kamen ebenfalls erneut zum Einsatz.
Auch Rolf Hoppe war wieder in einer Schurkenrolle zu sehen. Hoppe hatte viel Spaß bei den Dreharbeiten und entpuppte sich als erstaunlich guter Reiter. Nach seiner “Westernkarriere“ kam er u. a. als Märchenkönig in Drei Haselnüsse für Aschenbrödel und als Hermann Göring in István Szabós Mephisto zum Einsatz.
„Die Indianer waren geschlagen. Die Stärksten und Rücksichtslosesten unter den neuen Herren des Landes konnten schnell Reichtum und Macht anhäufen. Dabei ging unter dem harten Zugriff des weißen Amerika die Tragödie des indianischen Prärievolkes seinem Ende zu.“ Nach diesem eigesprochenen Prolog beginnt Weiße Wölfe als großes Indianer-Drama.
In brutalen Bildern wird gezeigt, wie Stämme rücksichtslos aus den ihnen zugewiesenen Reservaten vertrieben und Häuptlinge ermordet werden. Doch langsam aber sicher spielt sich eine eher konventionelle Wildwest-Geschichte in den Vordergrund, in der gute Siedler gegen böse Geschäftsleute antreten, während die amerikanischen Ureinwohner dabei zuschauen.
Das ist durchaus spannend in Szene gesetzt, erfüllt jedoch den in der ersten Viertelstunde angekündigten gesellschaftskritischen Anspruch nur noch punktuell. Das Finale ist dann wieder ganz großes Kino und hier kann Gojko Mitić endlich richtig aufdrehen. Wenn danach zwei Sympathieträger aus Frust ihre Sheriffsterne ablegen, ist das ein starkes Schlussbild.
Bei Tödlicher Irrtum wurde 1970 im Vorspanns anfangs nicht nur der Name von Gojko Mitić genannt, sondern gleichberechtigt auch noch Armin Mueller-Stahl. Dieser steht als Chris Howard im Zentrum der Handlung und macht als coller Westernheld eine sehr gute Figur.
Vor dem Vorspann ist aber auch noch zu sehen, wie in der Nähe von Windriver-City auf dem Gebiet eines Indianerreservats Erdöl gefunden wird. Bei Rot und Weiß herrscht einhellige Freude über diesen Fund, doch schon nach wenigen Jahren hat sich das Blatt gewendet.
Der zwielichtige Allison (Rolf Hoppe ist jetzt der Oberschurke) ist der örtliche “Ölprinz“ und wirtschaftet ohne staatliche Konzession in die eigene Tasche. Doch er hat die Rechnung ohne Chris Howard gemacht.
Dem Regisseur Konrad Petzold, der bereits Weiße Wölfe inszenierte gelang eine ebenso spannende wie international konkurrenzfähige Mischung aus Gesellschaftskritik und Drama .
Was da 1975 unter dem Titel Blutbrüder in die DDR-Kinos kam, kann durchaus als ein cineastischer Vorfahre von Kevin Costners fünfzehn Jahre später entstandenem mit sieben Oscars prämierten Hollywood-Hit Der mit dem Wolf tanzt bezeichnet werden.
Genau wie der von Kevin Coster verkörperte Lieutenant John Dunbar ist die Hauptfigur bei der US-Kavallerie und entsetzt darüber, wie brutal seine Kameraden gegen Indianer vorgehen. Auch der DEFA-Blutsbruder lässt sich auf die Kultur der US-Ureinwohner ein und verliebt sich erfolgreich in eine Indianerin.
So weit so gut, doch das Hauptproblem von Blutbrüder heißt Dean Reed, alias Der rote Elvis. Der der in die DDR gezogene 1938 in Denver geborene ebenso überzeugte wie eitle Kommunist spielt nicht nur – häufig ein Hemd in FDJ-Blau tragend – die Hauptrolle, sondern schrieb auch noch das Drehbuch, wodurch er Gojko Mitić zu einer Nebenrolle verdonnern konnte.
Das Resultat ist reich an Schauwerten und Action. Zudem überzeugt Gisela Freudenberg, die später die Sara Soleder in der Serie Löwengrube spielte, in der weiblichen Hauptrolle als Indianerin Rehkitz. Doch der von Reed verkörperte Harmonika – Spiel mir das Lied vom Tod lässt grüßen – agiert am Rande des Lächerlichen. Daher wurde 1975 nicht er, sondern Mitić für seine Rolle in Blutsbrüder mit dem Filmpreis des DDR-Jugendmagazins Neues Leben ausgezeichnet.
Auf der Blu-ray zu Blutsbrüder, die in der Box mit den DEFA-Indianerfilmen enthalten ist, wird vor dem Hauptfilm noch ein wunderlicher Aperitif gereicht. In einem vierminütigen Video ist Dan Reed zu erleben, wie er selbstbewusst in gebrochenem Deutsch verkündet, dass gleich ein Liebesfilm zu sehen ist. Zuvor schmettert er noch mit einer Überdosis von Pathos den leicht nervigen Song Love your brother, but your hate your enemy!
Bei Filmjuwelen ist eine sehr schöne Blu-ray-Edition mit den hier aufgeführten 14 DEFA-Indianerfilmen erschienen. Die vierzehn Scheiben werden die in vier Boxen geliefert, die in einem Schuber stecken. Das Bonusmaterial wurde größtenteils von der DVD-Collection “Ein Leben als Indianer – Hommage an Gojko Mitic“ übernommen: Interview mit Gojko Mitic (93 min), Doku “Gojko Mitic – Im weiten Land der Apachen“ (28:48 min) und Interview mit Rolf Hoppe (12 min). Hinzu kommen: „Ein Blackwood-Indianer zu Besuch“ (9:10 min). Gespräch mit Aufnahmeleiter Fritz Frost (8:07 min). In Sachen Booklet sieht es jedoch mau aus. Die Veröffentlichungen von Filmjuwelen überzeugten bisher durch ihre edle Ausstattung mit Schuber und reich bebilderten Büchlein. Letzteres wurde zwar auch diesmal versiert von Fabian Tietke und Rolf Giesen zusammengestellt und in gewohnter Form layoutet, ist jedoch nur digital erhältlich.
Ab 1933 erschienen in den USA knapp 200 Bücher über Doc Savage, den “Mann aus Bronze“, der sowohl Athlet als auch Wissenschafts-Allrounder war und etliche spätere Trivial-Heroen maßgeblich beeinflusste. Lange vor Superman hatte bereits Doc Savage eine im Polargebiet gelegene “Festung der Einsamkeit“.
Auch Edmond Hamiltons dank einer japanischen Zeichentrickserie immer noch sehr beliebte Science-Fiction-Reihe Captain Future machte ab 1940 Anleihen beim Doc. Hamilton hat sich bei der Gestaltung der ständig im Streit liegenden Sidekicks, dem Roboter Grag und dem Androiden Otho, sowie ihren ebenfalls konkurrierenden Schoßtieren Yiek und Oak, unverkennbar bei den Doc-Savage-Romanen bedient.
Der bronzehäutige Titelheld hat sogar fünf Assistenten, darunter der elegante Anwalt Theodore Marley Brooks alias Ham und der an einen Affen erinnernde Chemiker Andrew Blodgett Mayfair alias Monk, die sich nicht nur wie Grag und Otho andauernd Wortgefechte liefern, sondern auch noch das Äffchen „Chemistry“ und das Hängebauchschwein „Habeas Corpus“ als Maskottchen mit sich herumschleppen.
George Pal produzierte in den Fünfzigern und Sechzigern mit Der jüngste Tag, Kampf der Welten, Die Zeitmaschine und Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm einige Klassiker des phantastischen Kinos. 1975 versuchte er mit einer Verfilmung von Doc Savage an seine alten Erfolge anzuknüpfen. Pal schrieb eine Story, in der der Titelheld versucht herauszufinden, warum sein Vater im Dschungel von Hidalgo zu Tode kam.
Für die Titelrolle wurde TV-Tarzan Ron Ely verpflichtet und Michael Anderson (In 80 Tagen um die Welt, Flucht ins 23. Jahrhundert) setzte eine nostalgische Persiflage in Szene, deren an die Batman-TV-Serie mit Adam West erinnernder Humor allerdings eher selten zündet.
Doch untermalt von fröhlicher Marschmusik, für die Frank De Vol die Melodie The Thunderer von John Philip Sousa adaptiert und mit einem Nonsense-Text versehen hatte, macht die rasant in Szene gesetzte Abenteuerkiste dennoch Spaß!
Eine im Nachspann angekündigte Fortsetzung namens The Arch Enemy of Evil. aber auch eine immer wieder angekündigte Doc-Savage-Neuverfilmung mit Arnold Schwarzenegger, kamen leider nicht zustande.
Nachdem die DVD-Veröffentlichung von 2005 schon lange vergriffen ist, bringt Plaion eine Mediabook-Edition heraus. Enthalten ist der Film auf Blu-ray und DVD, sowie einige Extras, wie eine Bildergalerie und ein Beitrag zur Reihe „Trailers from Hell“ mit Josh Olsen (3:03 min). Hinzu kommt ein zwanzigseitiges Booklet mit einem interessanten Text von Christoph N. Kellerbach.
In einem entlegenen Sanatorium in den USA arbeitet der französische Wissenschaftler Professor Roch an einem neuen Explosivstoff mit ungeheurer Sprengkraft. Auf diese Entdeckung aufmerksam geworden, entführt der zwielichtige Graf Artigas den Professor und verschleppt ihn und seinen Assistenten Simon Hart auf eine geheimnisvolle Insel im Atlantischen Ozean.
Die Erfindung des Verderbens dürfte die werkgetreueste Verfilmung eines Romans von Jules Verne sein. Dies bezieht sich allerdings weniger auf das etwas satirische Drehbuch, das einige Spitzen gegen Militarismus und nationalen Größenwahn abfeuert, die dem begeisterten französischen Patrioten Verne wohl nicht so ganz geschmeckt hätten.
Doch die Bilder, mit denen der tschechische Trickfilmpionier Karel Zeman (Reise in die Urwelt, Auf dem Kometen) die Geschichte erzählt, sind werkgetreu und erinnern an jene Kupferstiche, die einst die Bücher Vernes illustrierten. Mit allerlei Tricktechniken und sehr viel Phantasie hat Zeman diese in Bewegung versetzt.
Fantasievolle Modelle, Zeichnungen, animierte Puppen, verfremdete Filmaufnahmen, Zeichentrick und typengerecht ausgewählte Darsteller ergeben ein Gesamtkunstwerk, das die meisten aufwändigen Jules-Vernes-Verfilmungen aus Hollywood ganz schön billig aussehen lässt.
Vier zwölf- bis fünfzehnjährige Jungen reisen mit einem Ruderboot rückwärts durch die Zeit. Eine Erklärung, warum dies möglich ist, liefert 1955 der erste Spielfilm des tschechischen Trickfilmpioniers Karel Zeman nicht. Stattdessen wird tricktechnisch in unvergesslich kunstvollen Bildern gezeigt, welche Ungetüme einst die Erde bevölkerten.
Die Knaben landen zunächst in der Eiszeit und treffen dort auf Mammuts, Wollnasshörner und Säbelzahntiger. Als das Quartett weiterrudert, kommt es schließlich in der Urzeit an und erlebt als Krönung der Reise einen Zweikampf zwischen einem Stegosaurier und einem Ceratosaurus. Am Ende des Films befindet sich das Quartett am Ursprung allen Lebens.
Die Reise in die Urzeit wurde in den Schulen in West- und Ostdeutschland gerne im Naturkunde-Unterricht vorgeführt. Der Film war ein Welterfolg und in den USA entstand unter dem Titel Journey to the Beginning of Time eine Version mit einem neu in New York gedrehten Prolog.
Karel Zeman hatte zuvor bereits in einigen kurzen Trickfilmen mit verschiedenen Animationsstilen experimentiert. Die dabei gewonnenen Erfahrungen resultierten darin, dass die Kreaturen in Die Reise in die Urzeit mal sehr zeitaufwändig und ähnlich wie bei Ray Harryhausen mit Stop-Motion, oft aber auch als Zeichen- oder Legetrick, sowie manchmal einfach als Handpuppen realisiert wurden.
Inspiriert durch die Romane von Jules Verne, die Bilderwelten des Kinopioniers Georges Méliès und die Saurier-Gemälde seines Landsmanns Zdeněk Burian drehte Zeman mit Die Erfindung des Verderbens, Baron Münchhausen, Das gestohlene Luftschiff und seinem Meisterwerk Auf dem Kometen noch weitere nicht minder kunstvolle und poetische Filme, in denen sich Schauspieler ganz natürlich durch Trickfilmwelten bewegen.
Bei Filmjuwelen ist eine sehr schöne Blu-ray-Edition von Die Reise in die Urzeit erschienen. Neben dem sorgfältig restaurierten Film gibt es noch dieses Bonusmaterial: Deutscher Audiokommentar vom Filmhistoriker Dr. Rolf Giesen, US-Fassung “Journey to the Beginning of Time“ von 1960 (83:18 min), “Warum hat Karel Zeman den Film gedreht?“ (2:25 min), “Spezialeffekte mit Modellaufnahmen“ (0:54 min), “Die fabelhafte Welt des Karel Zeman“ (15:55 min),
“Regie: Karel Zeman“ – Eine sehr interessante Doku vom Animator John Stevenson (12:22 min), Die Entstehung einer Filmlegende (5:14 min), Wo der Filme gedreht wurde (4:00 min), Spezialeffekt-Techniken (3:00 min), Vorführung der Restaurierung (2:11 min) und der deutsche Kinotrailer (1:53 min). In Sachen Booklet sieht es jedoch mau aus. Die Veröffentlichungen von Filmjuwelen überzeugten bisher durch ihre edle Ausstattung mit Schuber und reich bebilderten Büchlein. Letzteres wurde zwar auch diesmal versiert von Rolf Giesen zusammengestellt und in gewohnter Form layoutet, ist jedoch nur digital erhältlich.