In der 2007 gestarteten Reihe der DC Universe Animated Original Movies wurden Year One, The Dark Knight Returns, The Killing Joke, The Long Halloween und Hush bereits einige Comic-Meilensteine aus dem Batman-Universum mehr oder weniger werkgetreu als Zeichentrickfilm adaptiert. Daher sah sich das Team von Produzent Jim Krieg gewachsen eine adäquate Adaption, des wohl bedeutenden Superheldencomics anzugehen.
Mit der zwölf Comichefte umfassenden Serie Watchmen gelang es den Briten Alan Moore und Dave Gibbons 1986 die amerikanische Comicszene zu revolutionieren. Die komplexe sich über mehrere Jahrzehnte erstreckende Geschichte wirft die Frage auf, ob unsere Welt besser wäre, wenn es kostümierte Helden und Rächer seit Ende der Dreißiger nicht nur in Comicheften, sondern auch in der Realität gegeben hätte. Die zentrale Frage ist: Who Watches the Watchmen?
2009 gelang Zack Snyder eine optisch ebenso werkgetreue wie beeindruckende Adaption, die das damalige Kinopublikum überforderte und sich zudem noch inhaltlich – vorallem im grundlos geänderten Finale – zu viele Freiheiten nahm. Ebenfalls gegen den Film spricht, dass die schillernden Figuren nicht wirklich zu plastischen Charakteren werden, auch nicht im sehr viel längeren 215-minütigen Ultimate Cut. Dass es auch anders geht, bewies 2019 eine TV-Serie von Damon Lindelof, die zwar eine Fortsetzung des Comics war, aber dennoch sehr respektvoll und intelligent mit der Vorlage von Moore und Gibbons umging.
Doch eine angemessene Verfilmung von Watchmen entstand erst jetzt, knapp 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Comics. Hierfür konnte Dave Gibbons als consulting producer verpflichtet werden. Dessen Beteiligung hat die Kreativkräfte ganz offensichtlich dazu angespornt, die animierten Charaktere tatsächlich wie lebende Zeichnungen von Dave Gibbons aussehen zu lassen. Optisch handelt es sich bei Watchmen um das bisher beeindruckendste DC Animation Movie.
Noch wichtiger ist, dass es gelungen ist, den Comicklassiker auch inhaltlich ohne größere Verluste in bewegte Bilder umzusetzen. Das Drehbuch, das lediglich die Reihenfolge einzelner Sequenzen gelegentlich etwas änderte, stammt von J. Michael Straczynski. Dieser konnte bei der bei der von ihm konzipierten TV-Serie Babylon 5 große Erfahrung mit epischen Stoffen sammeln.
Straczynski ist zudem ein vielbeschäftigter Comicautor, der bereits Watchmen– Comics geschrieben hat. Innerhalb der nicht gerade mit Ruhm überhäuften Fortsetzungsreihe Before Watchmen beschäftigte sich Straczynski mit der Figur des Dr. Manhattan.
Dies schlug sich beim Animationsfilm darin nieder, dass die Entstehungsgeschichte des gottgleichen Blauhäuters ebenso opulent wie empathisch in Szene gesetzt wurde. Fast noch mitreißender als im Comic wird die tragische Geschichte des jungen Atomphysikers Jon Osterman erzählt, der nach einem Laborversuch fast allmächtig wird, aber dadurch nahezu komplett seine Menschlichkeit verliert.
Auch die Love Story zwischen Laurie Juspeczyk und Daniel Dreiberg, die das Erbe der Superhelden Silk Specre und Nite Owl angetreten haben, wird erstaunlich erwachsen erzählt. Den Macher der Serie gelang es in knapp drei Stunden nahezu allen Aspekten des Comics gerecht zu werden.
Dazu gehört auch der “Comic im Comic“ Tales Of The Black Freighter. Moore und Gibbons waren der Meinung, dass es in einer Welt voller tatsächlicher Superhelden keinen Bedarf für Superhelden-Comics gibt. Stattdessen erfreuen sich in der Welt von Watchmen Piraten-Comics großer Beliebtheit.
Mit der fiktiven bei EC-Comics erschienenen Geschichte vom Schwarzen Kreuzer, den kurz vor dem Höhepunkt der Geschichte der Teenager Bernie in New York am Zeitungskiosk liest, schufen sie ein Glanzstück des Genres. In kleinen Portionen floss wurde diese von Bertolt Brechts Song der Seeräuber Jenny (“Und ein Schiff mit acht Segeln und mit fünfzig Kanonen“) inspirierte Geschichte ein wichtiger Bestandteil von Watchmen.
Zack Snyer ließ zwar auf der Basis dieser Piraten-Geschichte in Südkorea einen von Hand animierten 24-minütigen Animationsfilm anfertigen, der bereits vor dem Start seiner Watchmen-Adaption auf DVD veröffentlicht wurde, doch im Kinofilm nicht zu sehen war. Erst sehr viel später im fürs Heimkino bestimmten Ultimate Cut wurde der Zeichentrickfilm häppchenweise mit den Realszenen kombiniert, was nicht wirklich Sinn machte.
Die Schöpfer des Animationsfilms gingen einen anderen Weg. Sie ließen Tales Of The Black Freighter komplett vom Italiener Francesco Frankavilla (Night of rge Ghoul) neu zeichnen und zeigten dann wie Bernie im Heft blätterte, während eine Off-Stimme die Geschichte vom unheimliche schwarzen Frachter erzählt. Dies funktioniert bestens, genau wie die während des Abspanns vorgelesenen Passagen aus dem Sachbuch Under the Hood.
In den USA wurde Watchmen im August und Dezember 2024 in zwei knapp 90-minütigen Teilen als Chapter I und Chapter II auf Blu-ray und 4K Ultra HD veröffentlicht, wobei in Chapter I die ersten fünf Watchmen-Hefte adaptiertt wurden. In Großbritannien erschien im Februar 2025 auf Blu-ray eine Gesamtedition mit beiden Kapiteln. Auch das aus fünf Dokus bestehende Bonusmaterial ist sehr interessant: Dave Gibbons and Watchmen: Worldbuilding (9:06 min), The Art of Adaptation: Introducing the Story (9:50 min) Dave Gibbons and Watchmen: Endgame (7:16 min), The Art of Adaptation: Building to the Final Act (10:05 min) und Designing Watchmen (22:01 min). Eine deutsche Veröffentlichung ist unverständlicherweise noch nicht in Sicht.
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