Archiv der Kategorie: FILM

Die besten Filme

Michael Caine als Harry Palmer

Seinen Durchbruch als Filmstar hatte Michael Caine 1965 als er erstmals Harry Palmer vom britischen Secret Service spielte. Ipcress – Streng geheim kam in die Kinos nachdem dort mit großem Erfolg Goldfinger gelaufen war und Sean Connery für die Öffentlichkeit bereits der leibhaftige James Bond war. Daher bestand Caine darauf, als Harry Palmer eine Brille zu tragen, damit er diese einfach abnehmen und andere Rollen spielen konnte.

Dies wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen, denn die drei im Jahresrhythmus entstandenen Kinofilme mit Harry Palmer liefen zwar recht gut, wurden aber zu keinem weltweiten Phänomen. Harry Saltzman, der zusammen mit Albert R. Broccoli die James-Bond-Filme produzierte, wollte eine andere Art von Geheimagen präsentieren. Zusammen mit Michael Caine dachte er sich für die in Len Deightons Romanvorlagen unbenannte Hauptfigur einen möglichst langweiligen Namen aus.

Harry Palmer war kein eleganter Actionheld. Er hörte gerne klassische Musik, war ein talentierter Hobbykoch, sprach im Original mit Cockney-Akzent und ging recht respektlos mit seinen Vorgesetzten um. Im Gegensatz zu Bond hatte Palmer durchaus Existenzängste und fragt bei seinem Arbeitgeber immmal wieder wegen einer Gehaltserhöhung nach.

Ipcress – Streng geheim handelt von einigen brillanten britischen Wissenschaftlern, die entführt wurden. Der ausschließlich in London spielende Film schildert Palmers Tätigkeit beim Geheimdienst des Verteidigungsministerium als bürokratischen Job und die eigenen Kollegen als gelegentlich ebenso gefährlich wie die Gegenseite.

Saltzman verpflichtete für den ersten Palmer-Film auch zwei Männer, die maßgeblich zum Erfolg der Bond-Filme beigetragen hatten, diesmal aber in andere Richtungen arbeiteten. Der Designer Ken Adam schuf für Ipcress – Streng geheim keine protzigen Kulissen, sondern ein graues London, dass alles andere als “Swinging“ war, während der Komponist John Barry nicht symphonisch arbeitete, sondern eher minmalistisch und zwischendrin immer wieder ein ungarisches Cimbalon erklingen ließ.

Bereits 1966 kam mit Finale in Berlin (im Originaltitel geht es allerdings eher um ein „Begräbnis in Berlin“) ein zweiter Film mit Harry Palmer in die Kinos. Dieser wurde hinter dem Eisernen Vorhang in den Außendienst geschickt. Palmer soll in Ostberlin Kontakt aufnehmen zu Colonel Stok (ziemlich großartig: Oskar Homolka), einem hohen russischen Militärvertreter, der angeblich in den Westen überlaufen will.

Der Film war besetzt mit einigen prominenten deutschen Darstellern, wie Wolfgang Völz (Raumpatrouille Orion), Heinz Schubert (“Ekel Alfred“), Rainer Brandt (Die Zwei), sowie das damals liierten Pärchen Eva Renzi und Paul Hubschmid (Panik in New York, Der Tiger von Eschnapur). Finale in Berlin erinnert stärker an die ebenfalls an interessanten Schauplätzen spielenden Kinoeinsätze von James Bond, zumal Goldfinger-Regisseur Guy Hamilton den Film inszenierte.

Bunter als bei 007, der nahezu zeitgleich in Im Geheimdienst ihrer Majestät ein eher unspektakuläres, aber ebenfalls recht eisiges Abenteuer erleben sollte, ging es 1967 beim dritten Harry-Palmer-Film Das Milliarden-Dollar-Gehirn zu. Das lag ganz sicher am immer etwas extravagant inszenierenden Regisseur Ken Russell (Biss der Schlangenfrau, Der Höllentrip), aber auch am ziemlich durchgeknallten Drehbuch, das vom texanischen Ölmilliardär und Ex-General Midwinter (Ed Begley) mit Napoleon- bzw. Hitler-Komplex handelt, der mit einer Privatarmee in Russland einmarschieren will.  

Der teilweise in Norwegen gedrehte Film wartet mit spektakulären Bauten auf, die seltsamerweise nicht von Ken Adams, sondern vom ebenfalls für die Bond-Reihe tätigen Syd Cain stammen. Saltzman und Caine kamen nicht gut mit Ken Russell zurecht, der mit Das Milliarden-Dollar-Gehirn seinen ersten Kinofilm drehte und sich am Set sehr unwohl fühlte. Seinerzeit beendete der Misserfolg des opulent am Rande der Parodie in Szene gesetzten Spektakels die Kinoauftritte von Harry Palmer, doch heute hat Das Milliarden-Dollar-Gehirn durchaus seine Fans.

Mitte der Neunziger Jahre kehrte Michael Caine noch einmal zurück zu der Rolle, die seine Karriere startete. Der TV-Zweiteiler The Palmer Files entstand als englisch-kanadisch-russische Koproduktion teilweise vor Ort in Sankt Petersburg. Im der ersten spielfilmlangen Episode Bullet to Beijing können die Schauwerte und Aktionsequenzen, sowie die interessanten Darsteller wie Michael Gambon, Michael Sarrazin oder Sean Connerys Sohn Jason, durchaus punkten. Doch die Fortsetzung Midnight in Saint Petersburg , in der Harry Palmer sich in Russland als Privatdetektiv betätigt, ist leider nur noch langweilig und der Soundtrack von Rick Wakeman beginnt langsam aber sicher zu nerven.

Wer noch nicht genug, dem dann nur noch die bei uns nicht gezeigte 2022 entstandenen TV-Neuverfilmung von The Ipcress File mit Joe Cole (Gangs of London) als Harry Palmer. Die sechsteilige TV-Serie erzählt auch davon, wie Palmer in Berlin als britischer Soldat kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wegen Schwarzmarktgeschäften verhaftet wird und vom Geheimdienst des Außenministeriums vor die Wahl “Knast oder Agententätigkeit“ gestellt wird.

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Das Relikt – Museum der Angst

Das Museum für Naturgeschichte in Chicago erhält zwei Kisten aus Südamerika mit seltsamen Steingötzen. Gleichzeitig kommt ein Schiff mit grausam zugerichteter Besatzung im Hafen von Chicago an, ein Wachmann des Museums wird grausam ermordet und einen Tag später soll eine Ausstellung über Aberglaube vom Bürgermeister und anderen Promis feierlich eröffnet werden.

Klingt nicht allzu originell und wird auch tatsächlich wie eine relativ überraschungsarme Nummernrevue abgespult. Was den Film jedoch rettet, ist seine sorgfältig Ausstattung, das von Stan Winston recht originell gestaltete Monster, sowie die gute Besetzung, – allen voran Tom Sizemore (Duddits – Dreamcatcher) als abergläubischen Cop, Penelope Ann Miller (Kindergarten Cop) als Evolutionsbiologin und Linda Hunt (Dune – Der Wüstenplanet) als energische Museumsdirektorin.

Recht überzeugend ist auch die temporeiche und kompetente Inszenierung von Peter Hyams (Unternehmen Capricorn, 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen, Outland), der 1997 nach Time Cop und Sudden Death mit Das Relikt endlich mal wieder einen Film ohne Jean-Claude Van Damme drehte. Seinerzeit war es schön mit Das Relikt endlich wieder eine vernünftig budgetierten Monsterfilm zu sehen, der es auf die Kinoleinwände schaffte und nicht sofort in den Videotheken landete.

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Ich kämpfe um Dich

Die junge Psychoanalytikerin Dr. Constance Peterson (Ingrid Bergman), hat Bedenken wegen ihres neuen Chefs. Der attraktive Dr. Edwardes (Gregory Peck) ist augenscheinlich psychisch verwirrt. Dr. Edwardes ist nicht Dr. Edwardes – so das Urteil der übrigen Ärzte. Als er des Mordes an dem echten Dr. Edwardes verdächtigt wird, flieht er aus der Anstalt. Constance, die ihm aus Liebe folgt, setzt ihre psychoanalytischen Fähigkeiten ein, um die Wahrheit herauszufinden.

Mit Ich kämpfe um Dich drehte Alfred Hitchcock 1945 den ersten Film über Psychoanalyse. Dabei brach er mit der Tradition, dass Träume in Kinofilmen immer in unscharfen Bildern dargestellt wurden. Für die Visualisierung der Traumsequenzen verpflichtete er Salvator Dali, der seine verwirrenden Ideen in großer Klarheit auf die Leinwand brachte.

Ausstellung von Dalis Traumsequenz 2024 in München

Die von Dali konzipierten surrealen Szenen hätte Hitchcock am liebsten im Freien gedreht, damit sich diese beeindruckenden Sequenzen noch stärker von dem ansonsten komplett im Studio gedrehten Film abhoben. Doch Produzenten David O. Selznick (Vom Winde verweht) war dagegen.

Auf DVD und Blu-ray ist die komplette Ouvertüre und Nachspannmusik mit dem beeindruckenden Soundtrack zu hören, für den Miklós Rózsa einen Oscar erhielt. Außerdem gibt es kurz vor Ende eine Sequenz, die so in dieser Form zuvor nicht im TV zu sehen war: Wenn ein Revolver (den Hitchcock als überdimensional großes Modell anfertigen ließ) direkt ins Publikum feuert, schnitt Hitchcock zur Verstärkung der Illusion einen ganz kurzen roten Blutspritzer in den ansonsten schwarzweißen Film hinein. Ein Effekt der immer noch überrascht und erschreckt!

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Planet der Stürme

Bei einer sowjetischen Raummission zur Venus müssen zwei Kosmonauten notlanden. Zusammen mit dem Elektronenmenschen „John“ versuchen sie in der unwirtlichen Umgebung zu überleben. Sie müssen feststellen, dass der Planet Venus nicht wie erwartet tot und unbewohnt ist. Vom Sumpffieber geschwächt, müssen sie sich gegen Saurier und gegen die Urgewalt der glühenden Lava behaupten, entdecken aber auch Überreste einer untergegangenen menschenähnlichen Rasse.

Mit großem Ernst präsentiert dieser 1962 entstandene sowjetische Science-Fiction-Film seine eigentlich ganz schön abgedrehte Story. Im amerikanischen Monthly Film Bulletin war zu lesen: “Verglichen mit einer amerikanischen Durchschnittsproduktion ist diese russische Space Opera vernünftiger und widerspiegelt mehr echte Science Fiction als dies normalerweise der Fall ist.“

Deutsche DVD von Voyage to the Prehistoric Planet

Dennoch dürften es hauptsächlich die aus heutiger Sicht zwar trashigen aber Anfang der Sechziger Jahre durchaus beeindruckenden Trickeffekte und die immer noch äußerst sehenswerte aufwändige Ausstattung gewesen sein, die den Billigproduzenten Roger Corman dazu bewogen haben die Rechte an Planet der Stürme zu erwerben und den Film ergänzt um nachgedrehte Szenen mit US-Darstellern gleich zweimal in die US-Kinos zu bringen: 1965 als Voyage to the Prehistoric Planet mit Sherlock Holmes Basil Rathbone und 1968 als Voyage to the Planet of Prehistoric Women mit Mamie Van Doren.

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Basil Rathbone als Sherlock Holmes

Was Jeremy Brett, der ab 1984 in insgesamt 41 Episoden als Sherlock Holmes auftrat, für das Fernsehen war, ist Basil Rathbone für die Leinwand. Der zuvor auf elegante Schurkenrollen in Filmen wie Die Abenteuer des Robin Hood oder Im Zeichen des Zorro spezialisierte britische Darsteller spielte in 14 Kinofilmen den Meisterdetektiv. Diese Zusammenstellung enthält nicht nur die vier ersten, sondern wohl auch die interessantesten Sherlock-Holmes-Kinofilme mit Rathbone und Nigel Bruce, der als Dr. Watson von Film zu Film anscheinend immer trotteliger wurde.

Bei der recht werkgetreuen Verfilmung von Der Hund von Baskerville spielte das Detektivduo 1939 eher die zweite Geige und die aufwändige Produktion der 20th Century Fox war stärker an der Liebesgeschichte zwischen Richard Green (Sir Henry Baskerville) und Wendy Barrie (Beryl Stapleton) interessiert, die sehr viel glücklicher als in Arthur Conan Doyles Romanvorlage verläuft.

Doch Rathbone und Bruce überzeugten so stark, dass die Fox noch im selben Jahr Die Abenteuer des Sherlock Holmes folgen ließ. Der Film verfügt zwar über eine schöne viktorianische Atmosphäre, doch die sich eher an einem Theaterstück von William Gilette als an Conan Doyle orientierende Geschichte geriet reichlich wirr und weitere Kinofilme folgten erst einmal nicht.

Rathbone und Bruce traten daher erst einmal im Radio (in mehr als 300 Hörspielen) als Holmes und Watson auf. Doch 1942 beschlossen die Universal-Studios eine eigene Sherlock-Holmes-Reihe zu starten, die aus insgesamt 12 Filmen bestand. Hier ermittelten Holmes und Watson in der damaligen Gegenwart. In einer Szene von “Die Stimme des Terrors“ erinnert Dr. Watson Sherlock Holmes daher auch daran, dass dieser versprochen hatte nicht mehr seine typische Deerstalker-Mütze, sondern eine modischere Kopfbedeckung zu tragen.

In den ersten beiden Universal-Werken Die Stimme des Terrors und Die Geheimwaffe bekämpfen Holmes und Watson die größte Bedrohung des damaligen Englands: Die Nazis. Wir erfahren daher von Holmes auch folgende Neuigkeit: “Die Messerwerfer aus Hamburg sind weltberühmt.“

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Species

HR Giger, dessen Monster-Design des aus Alien die Zuschauer in Angst und Schrecken versetzte, sollte bei seinen weiteren Hollywood-Jobs wenig Glück haben. Bei der Fortsetzung Aliens wurde er ignoriert und – genau wie zuvor in Poltergeist wurde auch 2001 bei Species nur sein klangvoller Name genutzt. Gigers kunstvollen Entwurfszeichnungen wurden jedoch von einem vielköpfigen Spezialeffekt-Team weichgespült.

Erstaunlich ehrliche Auskunft hierzu gibt das von der Filmfirma MGM abgesegnete reich bebilderte Buch Species – Design by HR. Giger. Hier ein interessantes Zitat von Giger: „… aus meiner Beauty war ein vogelscheuchenartiges Monster geworden, das zwar hervorragend gefertigt war, aber ästhetisch nicht zu überzeugen vermochte: Die Leute waren Monsterbauer und kein Schönheitssalon.“

Species ist dennoch ein durchaus spannend und interessant. In einigen Momenten des mit Ben Kingsley, Michael Madsen, Alfred Molina und Forest Whitaker sehr gut besetzten Films über eine wild mordende Außerirdische blitzt der pure Giger durch. So hat der Schweizer Künstler auf eigene Kosten eine Alptraum-Eisenbahn realisiert, die in den sehr kurzen Szenen, in denen sie in den Film geschnitten wurde, einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Species wurde zwei Jahre später sehr viel ungenierter trashig fortgesetzt. Das Sequel macht großen Spaß, auch weil hier Michael Madsen erfreulich viel Raum eingeräumt wurde. 2004 folgte Species III, der für den DVD-Markt produziert wurde. Dem erstaunlich blutigen Film, geht allerdings die “Hier wird die ganze Menschheit bedroht“-Dimensionen der beiden Species-Kinofilmen ab. Dies gilt auch für die 2007 entstandene dritte Fortsetzung Species IV – Das Erwachen.

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Johnny & Me – eine Zeitreise mit John Heartfield

Katrin Rothe bezeichnet ihr neues Werk als “dokumentarischen Animationsspielfilm“, das klingt widersprüchlich, das Resultat kann sich jedoch sehen lassen. Rothe arbeitete bereits 2003 in ihrem Erstlingswerk Dunkler Lippenstift macht seriöser Zeichentricksequenzen ein.

Auch in Betongold – wie die Finanzkrise in mein Wohnzimmer kam setzte sie Animationen ein. Bei Momenten, in denen sich Vermieter äußerst zweifelhaft verhalten haben, durfte Rothe nicht mitfilmen und stattdessen wurden diese Szenen per Animation nachgestellt. Mit 1917 – Der wahre Oktober drehte sie basierend auf den Tagebüchern und Memoiren von Künstlern wie Maxim Gorki einen Animationsfilm über die Russische Revolution, trat zwischendrin aber auch in Realfilm-Sequenzen als Regisseurin in Erscheinung.

Katrin Rothes neuer Film beschäftigt sich mit dem dadaistischen Künstler John Heartfield, der als Kommunist in den Dreißigern mit seinen politischen Fotomontagen gegen den Nationalsozialismus kämpfte. Kollage und Karikatur gegen Nazis ist ein ergiebiges und leider zeitloses Thema für einen abendfüllenden Film. Rothe erzählt zusätzlich noch in einer Rahmenhandlung davon, wie es dem nach England emigrierten Heartfield, schwergemacht wurde, seine Arbeit in der DDR fortzusetzen.

Doch damit nicht genug, Rothe baut in Johnny & Me noch eine als Realfilm realisierte weitere Handlungsebene ein. Hierin geht es um die von Selbstzweifeln gequälte Grafikerin Stephanie (Stephanie Stremler), die in einer Heartfield-Ausstellung anscheinend so stark von dessen Werken fasziniert ist, dass sie plötzlich in einem Atelier landet, wo sie auf einen 30 cm großen Papp-Heartfield trifft. Mit diesem diskutiert sie über dessen Leben und ihre Zukunft.

Wenn Stephanie dann auch noch zu Stabpuppen greift und mit diesen darstellt, wie zwei SED-Apparatschiks beschließen, Heartfield Berufsverbot zu erteilen, wird es etwas albern. Die Tatsache, dass der liebevoll durch Pappflächen animierte Kopf von Heartfield nachvollziehbarer agiert als (die allerdings auch eine undankbare Rolle spielende) Stephanie Stremler, spricht jedoch durchaus für den Film und vor allem für die ebenso engagierten wie fantasievollen Animatorinnen und Tricktechniker.

Durch seine oft etwas verrätselte Erzählweise fordert Johnny & Me beim Publikum volle Aufmerksamkeit ein. Doch wer sich nicht verwirren lässt und dranbleibt, bekommt als Belohnung einen faszinierenden Einblick in ein konsequentes Künstlerleben.

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Shaolin Basketball Hero

Schon als kleines Kind schlägt das Herz des Waisenkinds Fang Shi Jie zum Beat des dribbelnden Basketballs. Er wird als Baby in einer Kung-Fu-Schule abgegeben und lernt dort, was es zu lernen gibt. Als er, nach einem Streit, die Schule verlassen muss, trifft er auf den alternden Li, der Fangs Talent sofort erkennt: Denn Fang ist ein Meister mit dem Basketball. Und er wird zur Geheimwaffe von Lis Basketball-Team…

Dieser äußerst schwungvoll in Szene gesetzte Sportfilm ist eine nicht ungeschickte Mischung aus Stephen Chows Shaolin Soccer und der Grundidee aus Takehiko Inoues Manga-Serie Slam Dunk. Hauptfigur im Manga ist ein japanischer Schüler namens Hanamichi Sakuragi, der von Mädchen immer nur Körbe bekommt. Er hofft beim anderen Geschlecht zu punkten, in dem er selber Körbe fabriziert und in die Basketball-Mannschaft seiner Schule aufgenommen wird.

Im 2008 entstandenen chinesisch-taiwanischen Kinofilm wurde die Handlung nach Shanghai verlegt und die Hauptfigur heißt nun Fang Shi Jie. Dieser wurde ortsüblich von Shaolin Mönchen ausgebildet und daher kommen bei den Basketballspielen noch allerlei spektakuläre Tricks zum Zuge. Der Humor des Filmers mag sich nicht jedem erschließen, doch Spaß macht die Mischung aus Teenie-Romanze und Basketball-Action auf alle Fälle.

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Merry Little Batman

Ziemlich überraschend präsentiert Amazon Prime zu Weihnachten 2023 einen Animationsfilm, in dem sich Batman als alleinerziehenden Vater mit seinem eigensinnigen Sohn Damian auseinandersetzen muss.

Dies ist nicht neu und war bereits Thema in einigen der DC Universe Animated Original Movies, wie Son of Batman oder Battle of the Super Sons. Was jedoch wirklich überrascht, ist das ziemlich schräg aussehende Design der Figuren und Schauplätze, wobei sich diesmal nicht am fast schon klassische Design, das Bruce Timm für Batman: The Animated Series entwickelte, orientiert wurde.

Der von Daby Zainab Faidhi und Guillaume Fesquet entwickelte Look von Merry Little Batman verfügt über einen Touch von Yellow Submarine, lässt aber auch an das Werk des britischen Zeichners Ronald Searle denken, von dem der animierte Vorspann zu Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten stammt.

Auch die in Merry Little Batman erzählte Geschichte ist recht ungewöhnlich. So hat Bruce Wayne seinen Job als Vater so ernst genommen, dass er Überstunden einlegte, um alle Kriminellen einzubuchten und Gotham zur sichersten Stadt der Welt zu machen. Jetzt hat Bruce nicht nur Zeit für seinen Sohn, sondern kann sich auch endlich einen Bart wachsen lassen.

Der mittlerweile achtjährige Damian tollt mit einer Papptüten-Maske durch Wayme Manor, jagt die Katze Selina und freut sich aufs Weihnachtsfest. Doch plötzlich wird Batman wieder benötigt und Bruce muss in sein Kostüm schlüpfen. Natürlich versucht Damian ihm zu helfen…

Der 92-minütige Animationsfilm erfreut durch zahlreiche Gastauftritte von ziemlich durchgeknallt gestalteten Schurken und ist der Pilotfilm zur Serie Bat-Family!     

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Australia

Epische Kino-Melodramen wie Vom Winde verweht oder Dr. Schiwago standen eindeutig Pate als Baz Luhrmanns (Moulin Rouge) 2008 sein Nationalepos Australia mit Nicole Kidman und Hugh Jackman auf die große Kinoleinwand brachte. Der fast dreistündige Film war fast überall ein großer Erfolg, nur in den USA nicht.

Als Tom Hanks bei den Dreharbeiten zu Elvis an Corona erkrankte und die Produktion brachlag, nutze Luhrmann die Zeit, um die seinerzeit nicht verwendeten Szenen zu sichten und an einer neuen Version von Australia zu arbeiten. Das Resultat ist die aus sechs unterschiedlich langen „Kapiteln“ bestehende Miniserie Faraway Downs, die bei uns auf Disney+ unter dem Originaltitel Australia läuft.

Der auffälligste Unterschied ist – abgesehen von den oft etwas abgehackt wirkenden Szenenwechseln – gleich am Anfang zu sehen, denn der neue Vorspann wurde von Aborigine-Kreativkräften gestaltet. Ansonsten ist die ganze Sache eine Stunde länger und Luhrmann hat ein anderes Ende verwendet. Auch die Serie zeigt imposante Aufnahmen von Naturkulissen, durch die Touristen nach Australien gelockt werden sollen.

Der Musical-Fan Luhrmann hat aber auch Gesang und Tanz in die Handlung geschmuggelt. So intoniert Frau Kidmann zum Troste des kleinen Aborigine-Jungen Nullah (Brandon Walters) ziemlich schräg Somewhere over the Rainbow und zum großen Ball taucht der ansonsten im Film eher das legere Raubbein gebende Jackman plötzlich frisch rasiert und im schmucken Anzug auf.

Luhrmann versucht mit Australia fast die gesamte jüngere Geschichte seiner Heimat aufzuarbeiten. Dabei glorifiziert er nicht nur die trinkfesten Einwohner, sondern erzählt auch von jenen seinerzeit aus ihren Familien verschleppten Aborigines. Die Geschichte von der steifen britischen Lady hingegen, die es wegen der Farm araway Downs nach Australien verschlagen hat und die langsam aber sicher dem rauen Charme des Naturburschens verfällt, ist zwar nicht eben neu, gibt den beiden Hauptdarstellern aber Gelegenheit zu allerlei charmanten Mätzchen.

Das Resultat war ein bombastisches Filmepos, das stilsicher Kitsch, Humor, Pathos, Action, Romantik und großartige Bilder zu einem Gesamtkunstwerk vermengte. Dennoch sehnte ich mich seinerzeit im Kino nach knapp drei Stunden langsam nach einem Ende, doch Luhrmann kleisterte weiterhin eine spektakuläre Szene an die nächste. Auf Disney+ kann Australia jetzt wohldosiert genossen werden. Möglicherweise geht es sogar weiter, denn der verlängerte Film wird als “Staffel 1“ bezeichnet.

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