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Wichtig und gewichtig


 
Titel: Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics
Text: Ralf Palandt (auch Herausgeber), Gregor Mayer, Giulio C. Cuccolini, Joachim Sistig, Idesbald Goddeeris, Takuma Melber, Ole Frahm, Regina Schleicher, Isabel Enzenbach, Gabriel Nemeth, Thomas Grumke, Peter Schaaff, Martin Frenzel, Britta Madeleine Woitschig, Titus Lenk, Jonas Engelmann, Marco Behringer, Chiara Cerri, Julia Franz, Patrick Siegele, Christine Gundermann, Fabian Kettner, Hendrik Buhl, Jakob F. Dittmar, Marc Hieronimus, Mirko Wetzel
Zeichnungen/Inking/Farben: diverse
Umfang: 450 Seiten
Format: Hardcover / Großformat /vf.
Preis: EUR 36,-
Verlag: Archiv der Jugendkulturen
Website: www.jugendkulturen.de  


Immer wieder hat Ralf Palandt von seinem “Tagungsband“ gesprochen und ich hab im Stillen gedacht, naja was kann das schon sein, wahrscheinlich irgend so eine Broschüre. Doch ich hätte es besser wissen müssen, denn was Ralf anpackt, das hat auch Qualität und ungeahnte Dimensionen (man denke nur an seine mit Detlef Lorenz hervorragend zusammengestellte und bestens präsentierte Helmut Nickel Ausstellung im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum im Rahmen des Comicfestivals München 2011).
 
    
 

Die Auseinandersetzung mit “Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ ist eine Art Lebensaufgabe für Ralf Palandt und er hat in den letzten Jahre eine Unmenge von Material zu diesem Themen zusammengetragen. Einen kleinen Einblick in seine Recherchen bot bereits der Artikel “Braune Comic?! Bilder vom rechten Rand der Gesellschaft“ im “Comic! Jahrbuch 2009“ des ICOM. Hier entkräftete Ralf Palandt mit zahlreichen Beispielen die Behauptung, dass es keine Comics von Rechtsradikalen gäbe. Mit seinem umfangreichen Vorwort in “Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ knüpft er an diesen Artikel an, setzt sich aber u. a. auch mit von staatlichen Stellen in Auftrag gegebenen Erziehungs-Comics wie “Andi“ auseinander, die vor Rechtsextremismus warnen wollen, doch oft eher gut gemeint als gut gemacht sind.

Was Ralf Palandt mir schließlich als “Tagungsband“ vorlegte (zur Tagung “Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Jugendkulturen und der Evangelischen Akademie Bad Boll), entpuppte sich als ein Hardcover-Sammelband voller interessanter und bestens bebilderter Artikel.

Durch mehrere Verdienste ragt dieser wissenschaftliche Sammelband aus der Menge der Comic-Sekundärwerke und politischen Fachbücher heraus. Zum einen wird hier zum ersten Mal das Titelthema von allen Seiten her bearbeitet. Schon die Kapitelüberschriften machen dies deutlich: "Comics in rechten Printmedien“, "Comics im Faschismus", "In der Diskussion: rassistische und antisemitische Stereotype“, "Comics gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus“, "In der Diskussion: NS- und Holocaust-Comics im Schulunterricht“ und "Comicwerkstattprojekte zum Nationalsozialismus und Holocaust“. Hier werden nicht nur Comics zum Thema analysiert, sondern auch konkrete Modelle für den praktischen Einsatz im Unterricht und der Bildungsarbeit vorgestellt. Wer mit "Comics gegen Rechts“ arbeitet, sollte wissen, welche "Comics von Rechts“ es gibt. Wer Comics im Schulunterricht einsetzt, sollte nicht nur eine kritische Sicht auf die Inhalte haben, sondern auch erkennen können, ob und welche Stereotypen sich darin befinden und wie man mit ihnen umgehen kann.

Daher ist es nur folgerichtig, dass sich die meisten Aufsätze mit der Darstellung der NS-Zeit und des Holocausts in Comics beschäftigen und der Verwendung dieser Comics im Unterricht. Gerade hier kommt der weitere große Verdienst des Sammelbands zu tragen, nämlich die interdisziplinäre Offenheit, die verschiedene Perspektiven, Meinungen und Ansätze zugelassen hat. Hier treffen Autoren mit unterschiedlichen, zum Teil konträren Ansichten zu bestimmten Comics aufeinander und geben damit entscheidende Anstöße für eigenes Reflektieren der besprochenen Comics.

Viele der thematisierten Comics kennt man auch als Graphic Novels, als Sach- und Geschichtscomics aus den aktuellen Besprechungen des Feuilletons her und als Gegenstand akademischer Veranstaltungen. Wer hier mitreden will, wird auf diesen Sammelband nicht verzichten können.

Dabei dürfte dieses Buch auch dem eher allgemein als speziell interessierten Comicleser einen neuen Blick auf die Möglichkeiten (aber auch die Grenzen) des Mediums öffnen. Ein wissenschaftliches Buch über Comics und Rechtsextremismus mit beeindruckendem Gewicht von der Anzahl der Seiten wie vom spannenden Inhalt her.

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